US-Immobilienkrise: Gelähmte Heuschrecken

Die Hypothekenkrise macht sich immer stärker bemerkbar. Erstmals sagt ein Private-Equity-Investor eine Firmenübernahme ab. Bankbilanzen leiden ebenso wie Börsengänge.

Alles muss raus - die Immobilienkrise in den USA zieht weite Kreise Bild: dpa

BERLIN taz Die Schockwellen der US-Hypothekenkrise ziehen immer größere Kreise. Am Montag wurde bekannt, dass deutsche Großbanken wahrscheinlich mehr Geld verlieren werden als bislang angenommen. Die Deutsche Bank rechne für das dritte Quartal mit Einbußen von bis zu 1,7 Milliarden Euro, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Unternehmensinsider.

Hintergrund seien nötige Abschläge auf ausstehende Kredite über 29 Milliarden Euro, für die es auf dem weltweiten Finanzmarkt zurzeit kaum Käufer gebe. Auch das Engagement der Commerzbank bei US-Hypothekenkrediten dürfte mehr als die bisher veranschlagten 80 Millionen Euro Verlust einfahren. Analyst Thomas Rothäusler vom Bankhaus Sal. Oppenheim schätzt, dass der Commerzbank im dritten Quartal ein Wertverlust von 450 Millionen Euro bei ihren Subprime-Papieren, also Krediten geringer Bonität, bevorstehe.

Auch die kreditfinanzierten Firmenübernahmen geraten in Schwierigkeiten. Am Wochenende sagte die US-Private-Equity-Firma Kohlberg Kravitz Roberts (KKR) und die Investmentbank Goldman Sachs erstmals eine große Firmenübernahme kurzfristig ab. Für 8,5 Milliarden Euro wollten sie den US-Elektronikhersteller Harman kaufen.

KKR finanziert seine Firmenübernahmen zum größten Teil über Kredite, die sie den übernommenen Unternehmen aufbürdet. Der Rückzieher habe jedoch nichts mit der Krise auf dem Kreditmarkt zu tun, begründete KKR den Schritt. Vielmehr hätte ein erwarteter Gewinnrückgang bei dem Hersteller von Stereoanlagen zu der Entscheidung geführt.

Allerdings dürfte das nicht sehr überraschen, denn der Absatz von Harman schwächelt seit drei Jahren. Der Aktienkurs des Unternehmens brach nach dem Ausstieg von KKR um fast ein Viertel ein.

Auf der Kippe scheint auch der für Oktober geplante Börsengang des österreichischen Baukonzerns Strabag zu stehen. "Die Vorbereitungen laufen zwar, doch die Märkte sind derzeit sehr unsicher. Es kann sein, dass es einfach der falsche Zeitpunkt ist", sagte Strabag-Chef und Miteigentümer Hans-Peter Haselsteiner der Wirtschaftswoche. "Wir werden in vierzehn Tagen die endgültige Entscheidung treffen und dann notfalls kurzfristig den Börsengang absagen", kündigte er an.

Die Bundesregierung arbeitet unterdessen daran, private Investoren zu mehr Transparenz bei ihren Geschäften zu zwingen. Ein nun bekannt gewordener Referentenentwurf zu dem sogenannten Risikobegrenzungsgesetz sieht vor, dass börsennotierte Firmen in Zukunft mehr über die Identität, Investitionsabsichten und Kreditgeber ihrer Investoren erfahren. Das Gesetz soll Mitte Oktober vom Kabinett verabschiedet werden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.