Apple-Show: iPhone ohne schnelles UMTS

Am 9. November soll der iPhone-Ansturm in T-Punkt-Filialen beginnen. Tarife sind noch geheim, der Kaufpreis steht fest: 400 Euro - viel mehr als in den USA.

Viel Händeschütteln, wenig neues: Telekom-Chef Obermann und Apple-Chef Jobs in Berlin Bild: dpa

BERLIN taz Wenn Apple-Chef Steve Jobs auftritt, dann meist mit wochenlanger Ankündigung in großen US-Kongresszentren zum Vorstellen neuer Produkte. Umso erstaunlicher, dass Jobs am Mittwoch in Berlin ohne Vorabmeldung den Gaststar gab: Zusammen mit T-Mobile-Chef Hamid Akhavan ließ er sich bei der offiziellen Ankündigung des iPhones in Deutschland sehen und schüttelt Hände mit Telekom-Chef René Obermann.

Die heutige iPhone-Ankündigung mit dem rosa Riesen kam weder überraschend noch hatte sie im Grunde großen Neuigkeitswert: Bereits seit Wochen wird in den Fachmedien darüber spekuliert, dass sich Apple für Deutschland und andere europäische Länder die Telekom-Tochter ausgeguckt hat. Für den hiesigen Markt, den T-Mobile als Marktführer beherrscht, wurde dies nun bestätigt - das Handy kostet 400 Euro (in den USA sind's ohne Mehrwertsteuer umgerechnet nur 288 Euro), kann und tut alles, was das in Zeitungen, Zeitschriften und dem Internet bereits vielfältig belobigte US-Modell beherrscht.

Das heißt: Auch hier zu Lande setzt Apple beim iPhone nicht auf den schnellsten Mobilfunkstandard UMTS (384 Kilobit pro Sekunde), weil dies laut Jobs die Batterielaufzeit des Multimedia-Gerätes zu sehr einschränken würde. Gesurft wird unterwegs also mit dem langsameren Standard "EDGE", der mit viel Glück bis zu 220 Kilobit pro Sekunde an Daten aus dem Netz liefert, normalerweise aber deutlich darunter liegt.

Immerhin ist EDGE laut T-Mobile zu 90 Prozent im Land verfügbar und soll bis Ende 2008 zu 100 Prozent verfügbar sein. Ihr restliches Surf-Vernügen müssen iPhone-Jünger ansonsten über den WLAN-Standard abwickeln - das sind jene drahtosen Hotspots, die in immer mehr öffentlichen Bereichen verfügbar sind und von denen die Telekom mehrere Tausend im Land betreibt. Ob das extra kostet, war in Berlin noch nicht abschließend zu erfahren.

Überhaupt ließ Jobs trotz routinierter iPhone-Präsentation einige wichtige Details weg. Die angebotenen Tarife, die man abschließen muss, will T-Mobile erst kurz vor der Markteinführung bekannt geben - auch "aus Wettbewerbsgründen", wie es auf Nachfrage hieß. In Großbritannien zahlt man beim dortigen Apple-Partner O2 ab 50 Euro im Monat und muss für 18 Monate abschließen. In Deutschland werden es wohl 24 Monate sein. Die Tarife sollen aber jeweils eine Datenflatrate zum Surfen enthalten, hieß es in Berlin.

Beim Vertrieb des iPhone konnte sich die Telekom auf ganzer Linie durchsetzen. Das Unternehmen wird mit seinen 700 Telekom-Läden, a.k.a. "T-Punkt", den Exklusivvertrieb übernehmen, Apple liefert es nicht einmal in seinem hauseigenen deutschen Online-Shop. In den USA kann man das iPhone hingegen auch in Apple-eigenen Läden erwerben, die es in den meisten Städten gibt. Dort muss man auch keine langwierigen Vertragserfassungen im Laden durchführen, wie man das hier zu Lande kennt; freigeschaltet wird das Handy vom Nutzer am PC. Ob die Telekom das auch so handhaben wird, ist unklar - dies sei zwar geplant, könne sich aber noch ändern, hieß es auf Nachfrage von taz.de.

Jobs gab sich ansonsten gut gelaunt; er freue sich, das iPhone nun auch in Deutschland verkaufen zu können und scherzte über die Versuche der Konkurrenz, Apples iPhone-Oberfläche mit Berührungsempfindlichkeit zu kopieren. "Das sieht vielleicht in einer Demonstration gut aus, dahinter steckt aber viel Software, die nur wir haben", meinte er. T-Mobile soll Presseberichten zufolge auch in anderen europäischen Ländern das iPhone vertreiben. Firmenchef Hamid Akhavan wollte das zunächst aber nicht bestätigen; man sei hier, um über den deutschen Markt zu sprechen. Laut Brancheninsidern erhält Apple von T-Mobile einen Anteil an den Gesprächsgebühren; dies kostete den Computerkonzern intensive Verhandlungen.

Jobs' Besuch in der Berliner Hauptstadtrepräsentanz der Telekom zog einige Prominente an: So kam etwa Axel-Springer-Chef Matthias Döpfner nach der Veranstaltung durch die Drehtür gerauscht - womöglich unterwegs zum Gespräch mit dem Apple-Chef.

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