Schalke gegen Stuttgart: Würdiger Start der Liga

Der Ball in der Fußballbundesliga rollt wieder. Beim Spitzenspiel zum Saisonauftakt zeigten Meister und Vizemeister, warum auch in der neuen Spielzeit mit beiden zu rechnen ist.

Schalkes Rafinha kann Hitzlsperger überzeugen. Bild: reuters

Das Eröffnungsspiel bot fast alles, was das Fußballherz begehrt: ein Feuerwerk, die Meisterschale, Spannung, Kampf, einen Elfmeter und Tore. Nur eines fehlte: ein Sieger. Trotzdem macht das 2:2 (0:1) Unentschieden Lust, auf die neue Spielzeit und räumte mit Vorurteilen auf.

Nach den wenig glücklichen Auftritten der Schwaben im Ligapokal gegen den FC Bayern (0:2) und im DFB-Pokal gegen den Zweitliga-Aufsteiger SV Wehen-Wiesbaden (2:1) mussten die Stuttgarter noch hämische Fangesänge über sich ergehen lassen: "Deutscher Meister und keiner weiß, warum", dröhnte durchs Stadion. Nun sind die vielen Kritiker und Zweifler eines Besseren belehrt worden. Auch in dieser Bundesligasaison spielen mehr Mannschaften um den Titel mit als der FC Bayern München, der laut einiger Experten den Titel eigentlich schon sicher hat.

Krstajic kann Khediras Anschlusstreffer nicht verhindern. Bild: ap

So ist eingetroffen, was der frischgebackene Trainer des Jahres, Armin Veh, bereits in der Saisonvorbereitung gebetsmühlenartig wiederholt hat. "Wir wollen zum Saisonstart in der Bundesliga topfit sein. Da interessiert mich doch kein Ligapokal."

Und so kam es dann auch. Rund drei Monate nachdem VfB-Kapitän Fernando Meira die Meisterschale freudetrunken verkehrt herum in den Himmel gereckt hatte, war der VfB die präsentere Mannschaft im Spitzenspiel.

Trotz seiner Feldüberlegenheit geriet der Meister in der 25. Minute überraschend in Rückstand - durch einen unglücklich von Nationalspieler Roberto Hilbert abgefälschten Ball von Levan Kobiashvili. Die Stuttgarter ließen sich davon jedoch nicht entmutigen. Im Gegenteil: Die Mannschaft legte in der zweiten Hälfte zu, glich durch Sami Khedira in der 63. Minute aus und ging nur fünf Minuten später durch einen von Manuel Neuer an Ciprian Marica verschuldeten Foulelfmeter, getreten von Pavel Prado, verdient in Führung.

Doch dann begann die Unsicherheit: Während die Schwaben in Gedanken noch bei ihren Ein- und Auswechselungen waren, nutzte der eingewechselte Ivan Rakitic in der 76. Minute die kurzzeitige fehlende Zuordnung in der schwäbischen Hintermannschaft und konnte für die Schalker ausgleichen. Beim VfB wussten vor allem Sami Khedira, Roberto Hilbert und Neuzugang Ciprian Marica zu gefallen, bei Schalke der unermüdlich kämpfende Christian Pander, Fabian Ernst und Torhüter Manuel Neuer, der den Schalkern ein uns andere Mal den Punkt rettete.

"Wir hatten mehr Spielanteile und haben nach der Pause noch eine Schippe draufgelegt", urteilte Armin Veh. Ausgleich (63. Minute) und Führung (67. Min) sei die logische Konsequenz gewesen. "Schade, dass es trotzdem nicht zum Sieg gereicht hat", sagte der Cheftrainer bedauernd. Und obwohl Veh das Ergebnis nicht passte, zeigte er gute Laune: "Wir haben einen Punkt mehr als zum Auftakt der vergangenen Saison."

Auch sein Gegenüber, der Schalker Trainer Mirko Slomka, fand lobende Worte über die Schwaben. "Wir haben gegen eine klasse Mannschaft des VfB gespielt, die uns alles abverlangt hat. Der VfB ist technisch sehr gut, er hat gezeigt, dass er zu recht Meister geworden ist." Es ist durchaus möglich, dass auf dem Weg zur Meisterschaft der VfB Stuttgart auch in dieser Saison ein Wörtchen mitzureden hat. Auch, wenn VFB Präsident Erwin Staudt in schwäbischer Bescheidenheit zunächst einen Platz im internationalen Geschäft als Saisonziel ausgab.

Rafinha kann den Mund nicht halten. Bild: ap

Im Angesicht der Meisterschale, welche die Deutsche Fußball-Liga (DFL) zum Eröffnungsspiel der Bundesligasaison 2007/2008 im Gottlieb-Daimler-Stadion direkt beim Einlaufen der Mannschaften auf dem Rasen präsentierte, kalauerte Staudt: "Der Schale gefällt es in Stuttgart so gut, dass sie an liebsten hier bleiben möchte."

Für zwei Schalker dürfte der Anblick der Meisterschale besonders schmerzlich gewesen sein: Sowohl Schalkes Mannschaftskapitän Marcello Bordon als auch Nationalstürmer Kevin Kuranyi hatten Stuttgart einst verlassen, weil sie glaubten, mit Schalke 04 endlich Titel und Pokale zu gewinnen. So resümierte der von den Fans viel geschmähte Kuranyi: "Ich musste heute auch viel nach hinten arbeiten und hatte deshalb wenige Torchancen."

Kommende Woche haben die Schalker wieder die Möglichkeit, ihren 500. Sieg in der Bundesliga zu feiern, zu Hause gegen den Ruhrpott Rivalen Borussia Dortmund. Ein Sieg, den meisten Schalker Fans wohl mehr bedeutet als ein Punktgewinn beim Deutschen Meister.

Beide Mannschaften und auch die Fußballfans können mit dem Auftakt zufrieden sein und sich auf eine spannende Saison freuen. Wenn beim VfB Stuttgart bald noch die verletzten Stammspieler Matthieu Delpierre (Patellasehnenoperation), der neue Fußballer des Jahres, Mario Gomez (Oberschenkelzerrung) und Neuzugang Yildiray Bastürk (Oberschenkelzerrung) mit an Bord sind, könnte den Zuschauern wieder einfallen, warum der VfB Stuttgart amtierender Deutscher Meister ist. Und vielleicht lassen auch die Experten, die Liga erst einmal richtig in Schwung kommen, bevor sie einen neuen Meister küren.

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