die wahrheit: Der Pupsgeräuschesammler

Wolfgang Schäuble ist ein Vorbild, auch wenn es um seine persönliche Sicherheit geht

Der Bundesinnenminister hat ein Näschen dafür, wo das Verbrechen überall sitzt und uns bedroht Bild: dpa

Die innere Sicherheit! Nichts liegt Dr.Wolfgang Schäuble mehr am Herzen. Sie zu garantieren, zieht der amtierende Bundesinnenminister derzeit alle Register. Von A wie Achselschweißfahndung bis Z wie Zeppelinüberwachung reichen die von ihm angeschobenen Präventionsmaßnahmen. Als Nächstes stehen die deutsche Penislängenkartei und das europäische Pupsgeräuschearchiv auf der politischen Agenda des halbseitig charismatischen Christdemokraten.

Keine Frage: Dieser Minister wird in puncto innere Sicherheit nicht eher nachlassen als bis jeder PC von einem Bundeswehrsoldaten bewacht wird, sämtliche Passbildautomaten mit der Mautkontrolle vernetzt sind und terroristische Anschläge prinzipiell nur noch mit schriftlicher Genehmigung der Behörden verübt werden dürfen.

Wer nun aber glaubt, ein so safety-ergebener Schäuble könne sich für nichts anderes begeistern als den Schutz des Gemeinwohls, muss leider als "schief gewickelt" gelten. Der sympathische Rollstuhlfahrer ist nämlich keineswegs nur der von Staats wegen besengte Sicherheitsfanatiker, als den ihn seine Feinde so gern schmähen. Dieser Wolle, dieser Wolferl, dieses Wölfchen, wie Schäubles Freunde ihn wohl rufen würden, wenn er welche hätte, ist in Wirklichkeit niemand, der in Sachen Schutz und Terrorabwehr nur immerzu an andere denkt. Nein, Dr. Wolfgang Schäuble ist mindestens genauso stark an der ganz privatimen, eigenen Sicherheit interessiert.

Nicht selten, dass er sich nach Feierabend - auf eigene Rechnung selbstverständlich - manch kleine Sicherheitsleistung gönnt. So lässt er beispielsweise regelmäßig seine privaten Telefongespräche abhören, auf dass so, wie er sagt, jedes Verbrechen verhindert wird, das er vielleicht mal plant. Auch führt Schäuble in seiner Freizeit ständig ein Stempelkissen bei sich, um, wann immer ihm dies angeraten erscheint, Fingerabdrücke von sich nehmen zu können. Nach Auslandsreisen lässt er sich von Spezialisten der Bundespolizei abtasten. Er habe sich zwar überhaupt nichts vorzuwerfen, pflegt er dann den Männern mit den weißen Handschuhen zu sagen, aber man wisse schließlich nie. Sie sollten ihn nur recht gründlich befühlen. Er jedenfalls wolle hundertprozentig sicher sein, dass er er an keiner Stelle seines Körpers irgendetwas an den Behörden vorbei ins Land zu schmuggeln versuche.

Eigens darum bitten, seine privaten Mails mitzulesen, muss Dr. Schäuble die Behörden nicht. "Das geschieht ja eh schon", schmunzelt der Mann, der mittelfristig plant, die Fahndungsfotos mutmaßlicher Kofferbomber künftig auch als Duplo- beziehungsweise Hanuta-Sammelbildchen zu verbreiten, "das ist gesetschlich längst geregelt." Und dann wirft Schäuble in der ihm so eigenen Schmallippigkeit gleich noch diese Frage auf: "Wissen Sie eigentlich, warum ich immer so nuschele und beim Lachen den Mund nie so ganz aufkriege?" Weil er, unten vor allem, so schlechte Zähne hat, wollen wir gerade vermuten, doch Dr. Schäuble ist mit seiner Antwort schneller: "Weil ich mir ein leider etwas zu sperriges Mikrofon in den Unterkiefer habe einbauen lassen. Damit die Behörden alles mithören können, was ich so den ganzen Tag lang quatsche. Aus Sicherheitsgründen, wenn Sie wissen, was ich meine."

Ganz spezielle Sicherheitsmaßnahmen hat Dr. Schäuble übrigens auch für sein Eigenheim im badischen Gengenbach ergriffen. Selbiges darf niemand betreten, ohne sich vorher Frau Schäuble gegenüber biometrisch ausgewiesen zu haben. Eine Regelung, die nicht nur für potenzielle Dienstboten oder mutmaßliche Besucher, sondern in ihrer ganzen Härte auch für den Hausherrn selbst gilt; wie dieser unlängst sehr schmerzlich am eigenen Leib erfahren musste.

Mit dem vorletzten ist nämlich ein Wochenende ins badische Land gegangen, an dem der Bundesinnenminister nach einer anstrengenden Dienstwoche mit G-8-Gipfel und Kirchentag nicht im eigenen Bett übernachten konnte - weil er seinen biometrischen Pass im Berliner Büro vergessen hatte. Ohne gültige Papiere aber keine Einreise, so hatte es Schäuble seiner Frau immer wieder eingebläut, die sich denn auch strikt an diese Direktive hielt und ihrem Gatten gnadenlos den Einlass verwehrte. Schäuble musste eine unbequeme Nacht im Diensthelikopter verbringen. Seinen Pass schaffte unterdessen die Bundeswehr heran. "Jedes andere Verhalten meiner Frau wäre für mich eine herbe Enttäuschung gewesen", so wird Schäuble später zitiert, ohne dass es dafür, wie übrigens für die ganze Geschichte hier, eine auch nur einigermaßen glaubhafte Quelle gäbe. Aber wozu auch? Man wird sich ja mal ein sicherheitsrelevantes Szenario ausdenken dürfen. Das macht Schäuble ja auch dauernd.

Die Wahrheit auf taz.de

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.