5 Fragen: Macht die documenta Stars?

Fünf Fragen zu documenta an Brigitte Werneburg, Kunst-Redakteurin der taz

Was ist die documenta?

Die documenta ist die weltweit wichtigste Ausstellung zeitgenössischer Kunst. Sie entstand 1955 in Kassel. Anfangs auf europäische Kunst beschränkt, umfasste sie bald Werke aus Amerika, Afrika und Asien. Bei der ersten documenta wollte ihr Leiter, der Künstler und Dozent Arnold Bode, "die Wurzeln des gegenwärtigen Kunstschaffens auf allen wesentlichen Gebieten sichtbar machen". Nach dem Untergang des Nationalsozialismus ging es ihm darum, den Nachholbedarf an Information zur modernen Kunst zu befriedigen. Im Mittelpunkt der ersten Ausstellung stand die abstrakte Malerei der 1920er und 1930er Jahre.

Was macht die Ausstellung so einzigartig?

Die documenta hat ihre ihre Wichtigkeit für das internationale zeitgenössische Kunstgeschehen bislang behauptet. Dazu trägt ihr Ruf wohl am meisten bei. Die Teilnahme ist für Künstler eine wichtige Auszeichnung. Auch das Publikum liebt den Vergleich und die große Zahl. Die documenta führt höchstbewertete, aber auch bislang unterbewertete Künstler an einem Ort zusammen - ein interessantes Angebot an die Öffentlichkeit.

Werden auf der documenta Stars geboren?

Manchmal schon. Joseph Beuys, der 1964 erstmals auf der documenta 3 vertreten, erregte mit seiner Arbeit "Dürer, ich führe persönlich Baader + Meinhof durch die Documenta V, 1972" großes Aufsehen, ähnlich wie bei der documenta 7 (1982) mit seiner "Stadtbewaldungs-Aktion". Zwar steht die Auswahl der Künstler ganz im Belieben der jeweiligen documenta-Leitung, doch es zeigt sich, dass die Teilnahme ein Werk voraussetzt, das in Hinblick auf eine kritische Wertung belastbar ist. Beuys war also kein Newcomer. Gleichzeitig ist die Teilnahme keine Garantie für einen nachhaltigen künstlerischen Erfolg. Die Namen vieler Teilnehmer sind inzwischen vergessen.

Jede documenta hat einen neuen Leiter. Warum?

Bei gleicher Leitung droht deren Machtposition zu groß und ihre Auswahl zu vorhersehbar zu werden. In aller Munde ist immer noch die documenta 5 (1972) mit Harald Szeemann. Nach wie vor wird auch die documenta 10 (1997) von Cathrine David gerühmt. Vielleicht folgt eine wichtige documenta in fünfer Schritten auf die andere, was die Chancen des diesjährigen Leiters, Roger Martin Buergel, minderte, mit der documenta 12 ein Zeichen zu setzen. Der 45jährige Berliner ist ein weitgehend unbeschriebenes Blatt und daher schwer einzuschätzen.

Was passiert auf der documenta 12?

Auf der documenta 12, die vom 16. Juni bis zum 23. September 2007 in Kassel stattfindet, werden über 400 Arbeiten von Künstlern aus aller Welt gezeigt. Die Schau steht unter drei Leitmotiven: "Ist die Moderne unsere Antike?", fragt nach dem Stellenwert der Moderne. Könnte sie für unsere Zeit so verbindlich sein wie es die Antike einstmals für den humanistisch gebildeten Menschen war? "Was ist das bloße Leben?", fragt nach dem Körper als dem Unverfügbaren, über den in Politik, Gesellschaft, Familie und auch Kunst dennoch verfügt wird. "Was tun?", schließlich betont die Bedeutung von Kunstvermittlung und Bildung als herausragendes Anliegen der documenta 12.

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