Warten auf den Sponsor aus der Türkei

Fussball Der Viertligist BAK träumt vom Aufstieg – und engagiert sich für Arme in Moabit

„Berlin braucht einen Verein in der Dritten Liga“

Mehmet Ali Han

Spaß sollen seine Spieler bei der Arbeit haben, sagt Steffen Baumgart. Der 43-jährige frühere Fußballprofi, in 367 Partien der Ersten und Zweiten Bundesliga am Ball, arbeitet inzwischen als Trainer des ambitionierten Regionalligisten Berliner Athletik-Klub (BAK) im Poststadion. Und formuliert ehrgeizige Ziele für die neue Saison in der viertklassigen Regionalliga: „Wir schämen uns nicht, zu sagen, dass wir um die ganz oberen Plätze mitspielen wollen“, erklärt Baumgart. Der Saisonauftakt war noch etwas verhalten: Gegen Aufsteiger Optik Rathenow reichte es auswärts am Freitag vergangener Woche nur zu einem 0:0.

„Wir haben einen ehrgeizigen Trainer, der etwas erreichen will. Das wollen wir als Verein auch“, sagt Mehmet Ali Han, der Präsident des Moabiter Vereins. Der Bauunternehmer toppt die Ambitionen seines Trainers und verkündet: „Berlin braucht einen Verein in der Dritten Liga. Wir wollen aufsteigen.“

Aus der einstigen Skan­daltruppe BAK, die um die Jahrtausendwende am Rande des Konkurses spielte, entwickelte sich innerhalb der vergangenen zehn Jahre ein ernst zu nehmender Verein. 2008 übernahm Han den Klub als Präsident und führte ihn in ruhigeres Gewässer. Aufsehen erregte die kurzzeitige Kooperation des BAK mit dem türkischen Erstligisten Ankaraspor sowie der Coup im DFB-Pokal vor drei Jahren, als die Berliner Amateure den Bundesligisten Hoffenheim rauswarfen.

Zampano im Poststadion

Bisher gilt Han als der Zampano im Poststadion. Der Unternehmer, in der türkischen Mittelstandsvereinigung Müsiad bestens vernetzt, päppelte den Klub als Hauptsponsor und als Führungsfigur. „Mein Ziel ist, den Verein auf eine breitere Basis zu stellen“, sagt er jetzt.

Früher hat Han den Vereinsetat, über dessen Höhe er schweigt, fast vollständig aus eigener Tasche bestritten. „Jetzt sind es vielleicht noch 30 Prozent. Auch davon wollen wir runterkommen. Wir verbreitern unseren Sponsoren-Pool und wollen unsere Zuschauerzahl erhöhen. Vor fünf Jahren haben wir nur 20 bis 30 Zuschauer gehabt.“ In der Vorsaison kamen im Schnitt schon 635 Fans zu den Heimspielen ins Poststadion. Für einen Drittliga-Aspiranten ist das aber immer noch zu wenig.

Gebannt wartet die BAK-Gemeinde, ob der avisierte Coup mit einem Großsponsor aus der Türkei klappt. Im Januar 2015 stellte Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu auf seiner Berlin-Visite dem Verein eine großzügige Unterstützung in Aussicht. Der türkische Sportminister Çağatay Kılıç sollte den Deal in die Hand nehmen und vermitteln. Der BAK entwarf ein Konzept und sandte es in die Türkei. Han schwärmte: „Für unseren Verein sind das wahnsinnig spannende Aussichten.“ Allein: Der vermeintliche Sponsor aus der Türkei hat sich noch nicht gemeldet.

Der „Klub“ – diesen knackigen Markennamen in Großbuchstaben hat sich der Verein mittlerweile gegeben – bastelt vielmehr an einem Pool von Geldgebern. Die Zahl von derzeit gut 751 Mitgliedern soll gesteigert werden. Der BAK verstärkt seit geraumer Zeit sein Engagement im Moabiter Kiez und kümmert sich um Nachhilfeunterricht und Hartz-IV-Sorgen von Mitgliedern. Diese Sozialarbeit soll nicht einem ehrgeizigen sportlichen Ziel geopfert werden. „Ja, wir wollen aufsteigen“, bekräftigt Han. „Aber nicht um jeden Preis. Wenn wir unser Ziel verfehlen, soll es uns weiterhin geben.“ Jürgen Schulz

Erstes Heimspiel am Sonntag, 13.30 Uhr: BAK gegen Luckenwalde