„Man kann sogar im Wohnzimmer spielen“

TAZ-Sommerserie Trendsportarten (9) Erfunden von einem Berliner, ist Speed Badminton ein Mix aus Badminton, Squash und Tennis. Doch gehe es bei diesem Freizeitsport viel familiärer zu – etwa weil die Spieler nach jedem Satz abklatschen, sagt Franziska Ottrembka

Spielt bei der Speed-Badminton-WM Ende August: Franziska Ottrembka Foto: Karsten Thielker

Interview Jan Tölva

taz: Frau Ottrembka, Federball und Badminton kennt jeder. Wodurch unterscheidet sich Speed Badminton von diesen Disziplinen?

Franziska Ottrembka: Eigentlich ist fast alles anders! Die Schläger sind andere und die Zählweise auch. Vor allem aber gibt es beim Speed Badminton im Gegensatz zum klassischen Badminton eine Art Tabuzone. Beide Spieler haben ihr eigenes Quadrat, in dem sie stehen. Zwischen beiden Quadraten liegen im Normalfall 12,80 m, die nicht betreten werden dürfen.

Mit anderen Bällen spielen Sie auch, oder?

Ja. Beim Badminton sind die Bälle aus Kork und Gänsefedern. Beim Speed Badminton dagegen sind die Bälle – oder besser Speeder, wie wir sie nennen – aus knallbuntem Plastik. Die sind deutlich schneller und fliegen weiter. Es gibt übrigens auch leuchtende Speeder, mit denen man im Dunkeln spielen kann – das nennt sich dann Blackminton. Oder spezielle Speeder für kurze Distanzen. Mit denen kann man, wenn man will, sogar im Wohnzimmer spielen.

Sehen Sie noch andere Unterschiede zum klassischen Badminton?

Auf jeden Fall. Speed Badminton ist noch immer ganz klar ein Freizeitsport. Alles ist viel familiärer, wir gehen anders miteinander um. Es ist zum Beispiel üblich, dass sich nach jedem Satz abgeklatscht wird. Aber es ist auch so, dass der Sport schnell wächst – aktuell vor allem auch in den USA und Osteuropa. Das wird sicher zu Veränderungen führen.

Franziska Ottrembka

25, ist in Neukölln aufgewachsen und lebt heute in Prenzlauer Berg. Sie studiert Stadt- und Regionalplanung und schreibt gerade ihre Masterarbeit über olympische Stadtplanung. Seit Ende vergangenen Jahres spielt sie Speed Badminton bei den Füchsen Berlin.

Man liest oft, dass Speed Badminton eine Art Mischung aus Badminton und Squash ist. Sehen Sie das genauso?

Jein. Also es stimmt schon, dass beides drinsteckt, aber ich finde, es ist auch eine Menge Tennis mit dabei. Die Art, wie man läuft und sich bewegt, hat schon viel vom Badminton oder vom Squash, aber gerade die Art zu schlagen erinnert eher an Tennis. Beim Badminton ist das Handgelenk eher locker, beim Speed Badminton ist es eher steif wie beim Tennis, damit man ordentlich Dampf hinter den Ball kriegt.

Bevor Sie mit Speed Badminton anfingen, haben Sie klassisches Badminton gespielt, waren in der Jugend Deutsche Meisterin im Doppel. Haben Sie damit abgeschlossen?

Nein, wenn man mit Badminton groß geworden ist, verlässt man den Sport nicht so schnell. Ich spiele auch immer noch für den SV Berliner Brauereien in der Oberliga und bin gerade dieses Jahr erst Norddeutsche Meisterin im Doppel geworden.

Was hat Sie dazu bewogen, dazu auch noch Speed Badminton zu spielen?

Jana Brühl, meine Doppelpartnerin im Badminton, hat mir davon erzählt – da bin ich neugierig geworden. Ich habe es dann mal im Park ausprobiert, aber es hat mir zunächst nicht wirklich gefallen. Später wusste ich auch, warum: Wir standen bei diesem ersten Versuch viel zu nah beieinander.

„Der Sport wächst – vor allem in den USA und Osteuropa“

Franziska Ottrembka

Aber Sie haben es noch einmal probiert?

Ja. Irgendwann wollte ich es „so richtig“, also im Verein, versuchen. Ich habe verschiedene Speed-Badminton-Vereine angeschrieben und bin dann bei den Füchsen gelandet. Inzwischen spiele ich für den Verein sogar in der 1. Bundesliga Nord.

Ist Speed Badminton eigentlich sehr anspruchsvoll für den Körper?

Ich spiele ja noch gar nicht so lange, daher kann ich nicht wirklich aus eigener Erfahrung sprechen. Ich kann mir aber schon vorstellen, dass es auf Dauer, wenn man sehr intensiv trainiert, auf die Knie und die Schultern gehen kann. Doch da gibt es sicher andere Sportarten, die noch viel viel härter sind.

Worum geht‘s? Ein Ball, genannt Speeder, wird mit Schlägern hin und her gedroschen und darf dabei nicht auf den Boden kommen. Tut er es doch, bekommt der Gegner Punkte. Erfunden wurde der Sport übrigens vom Berliner Bill Bandes im Jahr 2001.

Wer ist schon dabei? In Berlin wird Speed Badminton mittlerweile in vier Vereinen gespielt, unter anderem bei den Füchsen in Reinickendorf und bei den Gekkos in Kreuzberg.

Wo geht’s ab? Eigentlich kann man Speed Badminton fast überall spielen, wo genug Platz für das Spielfeld ist – zwei Quadrate (5,50 mal 5,50 Meter) mit 12,80 Metern Abstand dazwischen.

Was braucht es dafür? Schläger, Speeder und etwas, um die Squares – die Quadrate – abzustecken.

Was bringt‘s? Spaß, Fitness – und mit etwas Glück neue Freunde.

Vom 28. bis zum 30. August finden hier in Berlin, wo der Sport seine Wurzeln hat, die Weltmeisterschaften statt. Sie nehmen auch teil, oder?

Ja, ich starte im Einzel und im Mixed-Doppel. Es ist schon eine Ehre, bei so einer WM spielen zu dürfen.

Was ist Ihr Ziel?

Schwer zu sagen. Ich kenne meine Gegnerinnen und Gegner gar nicht und kann kaum einschätzen, wie meine Chancen stehen. Ich freue mich einfach darauf und will ein paar schöne Spiele abliefern.