Spinatkartons nicht in die grüne Tonne

Wegwerfgesellschaft Weniger „Fehlwürfe“ bei der Mülltrennung könnten Berlin viel Holz bescheren

Es gibt Fragen, die manche von uns umtreiben, seit in Deutschland der Müll getrennt wird: Der Briefumschlag mit dem Kunststofffenster – darf der ins Altpapier? Oder die Schrippentüte, die zur Hälfte aus Plastikfolie besteht? Was ist mit der Schachtel vom Rahmspinat? Die fühlt sich beschichtet an, aber man kann sie reißen wie Papier. Korrektes Entsorgen ist gar nicht leicht.

Das wissen die am besten, die sich täglich beruflich damit befassen: die Berliner Stadtreinigung (BSR) und ihre Tochter Berlin Recycling, die Alba-Gruppe und der Papierrecycler Bartscherer GmbH. Weil die BerlinerInnen immer wieder das Falsche in die richtige Tonne werfen – oder aber das Richtige in die falsche –, haben die Müllprofis mit der Stiftung Naturschutz vor Jahren die Initiative „Trenntstadt Berlin“ gegründet. Die plakatiert jetzt stadtweit eine Kampagne, um auf das Phänomen „Fehlwürfe“ aufmerksam zu machen.

Aber sind die Leute wirklich so einfach gestrickt, dass sie nicht wissen, ob die Shampooflasche ins Altpapier gehört? Vermutlich nicht – sie handeln eher gedankenlos. Ist irgendwo Platz, heißt es: Rin mit dit Jelumpe. Das macht nachher viel Arbeit und auch echte Probleme, wie BSR-Sprecherin Sabine Thümler erklärt. Außerdem: Auch die Berliner Ökobilanz ließe sich durch besseres Trennen noch verbessern. Bereits heute wird laut „Trenntstadt“ jährlich ein kompletter Grunewald an Holz durch Papierrecycling eingespart – aber ein Tegeler Forst dazu wäre auch noch drin.

Und: Mit Mitteln ausdem „Trenntstadt-Förderfonds“ konn­te die Stiftung Naturschutz das Grips Theater ködern. Auf dessen Bühne im Podewil wird am 7. Oktober das Stück „Müll. Ein Making-of“ uraufgeführt. „Kein Aufklärungsstück über Mülltrennung“ sei das, so Intendant Stefan Fischer-Fels, man habe da keinen Bildungsauftrag. Es gehe um eine „Bewusstwerdung über zentrale und globale Themen unserer Wegwerfgesellschaft“. Wer den Trenn-Gedanken schon als Kind lustvoll aufsaugt, wird später nicht die falsche Tonne wählen.

Ach ja: Wir haben die BSR gefragt, um ein für alle Mal alle Zweifel auszuräumen. Umschläge mit Fenster? Ins Altpapier. Die Bäckertüten? In die Wertstofftonne. Genau wie die Spinatkartons. Ab jetzt wird alles einfacher. Claudius Prößer