Theater ohne Tiere

SPIELZEIT Die Shakespeare Company blickt zurück und nach vorn. Die Zahlen sind stabil, neue Kooperationen sollen dafür sorgen, dass das so bleibt

„Doktor Faustus ist erstaunlich modern, weil er so eklektisch ist“

Johanna Schall, Regisseurin

„Nicht mehr ganz jung“ sei die Bremer Shakespeare Company, gab Renate Heitmann, geschäftsführender Vorstand, bei der gestrigen Pressekonferenz zur 32. Spielzeit zu. Entsprechend erwachsen unspektakulär geriet die Bilanz der vergangenen Spielzeit.

600.000 Euro habe das Theater eingespielt, referierte Peter Lüchinger, davon 230.000 durch Gastspiele außerhalb Bremens, der Zuschuss der Stadt Bremen blieb stabil bei 826.000 Euro, ergänzt durch einen Inflationsausgleich. Die Zuschauerzahl lag bei 25.000 in Bremen, dazu kamen circa 16.000 bei den Gastspielen. Das bedeutet zwar ein Minus von rund 5.000 Euro. Was aber kein Grund zur Beunruhigung ist: Nicht nur war die Spielzeit 2013/2014 deutlich länger, zudem gab es in der gleich zwei Theatersommer im Bürgerpark.

Ein bisschen mehr Stimmung kam auf, als es um die nächste Premiere der Company ging: „Doktor Faustus“ von Christopher Marlowe sei ein Stück, das er schon seit zehn Jahren machen wolle, erzählte Peter Lüchinger. Nun habe sich endlich eine Regisseurin dafür gefunden: Johanna Schall, die vor zwei Jahren für die Company Shakespeares Königsdramen in einen rasanten Abend packte. Dem Stoff attestiert sie eine „erstaunliche Modernität, weil er so eklektisch ist“ und vergleicht das Werk, das Rainer Iwersen eigens neu übersetzt hat, gar mit Quentin Tarantino.

Im November feiert der Zirkus Quantenschaum Wiederauferstehung, der unter dem Titel „Wann kommen die Elefanten?“ danach fragt, ob Wissenschaft die neue Religion ist. Dabei geht es auch um die Thesen des umstrittenen Bremer Hirnforschers Gerhard Roth, der am 26. Oktober beim Quantenschaum-Prolog neben dem Neurowissenschaftler Felix Hasler und dem Journalisten Matthias Greffrath auf dem Podium sitzt. Auf die Elefanten müssen wir derweil ebenso vergeblich warten wie auf einen Pudel im „Doktor Faustus“, der nicht einmal ein Gretel präsentiert.

Neue Wege beschreitet die Company derweil bei ihren auswärtigen Beziehungen. Mit neuen Partnern setzt man zunehmend auf En-bloc-Gastspiele, um die Kosten zu minimieren. So gastieren die Bremer in Moers mit „Was ihr wollt“, derweil das Partner-Theater eine Bühnenfassung der berühmten Orwell-Dystopie „1984“ nach Bremen schickt.

Ein weiteres Novum: Zum ersten Mal gibt es im Theater am Leibnizplatz ein echtes Weihnachtsmärchen: Am 29. November hat „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ für Kinder ab fünf Premiere. Andreas Schnell