Kaum hochgefahren, schon vom Netz

Energie Kurz nach der Wiederinbetriebnahme gibt es erneut Probleme bei einem belgischen Reaktor

„Wir sind besorgt, ob die erforderliche Reaktorsicherheit dieser Anlagen in vollem Umfang gewährleistet ist“

Barbara Hendricks, Bundesumweltministerin

ANTWERPEN dpa | Die belgischen Atomreaktoren sorgen weiter für Ärger. Nur vier Tage nach dem Wiederhochfahren musste die umstrittene Anlage Doel 3 am ersten Weihnachtstag erneut vom Netz genommen werden. Kurz zuvor war an einer Heißwasserleitung im konventionellen Teil des Kraftwerks ein Leck entdeckt worden. Für die Sicherheit der Anlage und die Umwelt stelle der Defekt keine Gefahr dar, sagte eine Sprecherin des Betreibers Electrabel.

Der rund 150 Kilometer von der deutschen Grenze entfernte Druckwasserreaktor bei Antwerpen musste ihren Angaben zufolge für die Reparatur nicht her­untergefahren werden. Er sollte nach dem Beheben des Lecks wieder ans Netz gehen. Doel 3 war zuletzt wegen Sicherheitsbedenken mehr als eineinhalb Jahre abgeschaltet gewesen, nachdem Haarrisse am Reaktorbehälter entdeckt waren worden.

Aus der Bundesregierung kam trotz der Beruhigungsversuche Kritik an der belgischen Atompolitik. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) bezeichnete die Sorgen deutscher Bürger als berechtigt. „Das ist ja Flickschusterei, was die da betreiben“, sagte sie dem Westdeutschen Rundfunk. Die Zahl der Zwischenfälle in belgischen Reaktoren stehe dafür, dass man sage: „Na ja, langsam, aber sicher sind die Dinger wohl besser außer Betrieb zu nehmen.“

Erst am Freitag vor einer Woche war es am etwa 70 Kilometer von Aachen entfernten Standort Tihange zu einem Brand an einer elektrischen Schalttafel gekommen. Reaktorblock 1 schaltete sich automatisch ab. Er wurde an diesem Samstag wieder hochgefahren.

In Deutschland wird der Betrieb der vergleichsweise alten belgischen Kernkraftwerke seit Langem nicht nur von Umweltschützern kritisch gesehen. Die nordrhein-westfälische Landesregierung fordert bereits seit Jahren die Stilllegung der grenznahen Anlage Tihange. Bundesumweltministerin Hendricks schrieb am Heiligabend auf ihrer Facebook-Seite: „Wir sind besorgt, ob die erforderliche Reaktorsicherheit dieser Anlagen in vollem Umfang gewährleistet ist.“

Nach Angaben von Hendricks wird Deutschland seine Bedenken Anfang Januar auch bei einem Gespräch mit der belgischen Atomaufsicht äußern. Zugleich machte die SPD-Politikerin klar, dass die Bundesregierung selbst keine Möglichkeiten habe, den Weiterbetrieb ausländischer Reaktoren zu verhindern.