Das ist nur noch blinder Terror

Indien Kaum haben sich die Beziehungen zwischen Indien und Pakistan verbessert, erfolgt prompt ein Terrorangriff auf Sicherheitskräfte. Und sorgt für Revanchegelüste

Nach den Gefechten verschärfen indische Polizisten die Straßenkontrollen in der Region Foto: Sanjay Baid/dpa

Von Sascha Zastiral

BANGKOK taz | In Indien haben sich pakistanische Angreifer am Sonntag erneut Schusswechsel mit indischen Soldaten auf einem Stützpunkt der Luftwaffe an der Grenze zu Pakistan geliefert. Dabei wurde Berichten zufolge einer der Angreifer getötet. Ein weiterer hat sich Berichten zufolge noch am Sonntagabend auf dem Gelände verschanzt. Die Zahl der Todesopfer des Angriffs stieg damit auf mindestens zwölf.

Eine unbekannte Zahl von Angreifern war in der Nacht auf Samstag in die Wohnquartiere der Luftwaffenbasis in Pathankot, rund 430 Kilometer nordwestlich von Delhi, eingedrungen. Indischen Medienberichten zufolge trugen sie indische Uniformen. Es folgten 14 Stunden lange Gefechte, bei denen vier der Angreifer getötet wurden. Dabei beschoss die Luftwaffe das Areal auch mit einem Kampfhubschrauber. Als Soldaten das Gelände am Sonntag nach Tagesanbruch erneut absuchten, kam es wieder zu Schüssen und Explosionen.

Der Angriff erfolgte nur wenige Tage nach einer privaten Friedensinitiative von Indiens Premierminister Narendra Modi. Dieser hat Ende Dezember überraschend in Lahore im Osten Pakistans Halt gemacht und seinen Amtskollegen Nawaz Sharif in dessen Residenz besucht. Beide Seiten verständigten sich auf die erneute Aufnahme von Gesprächen noch in diesem Monat.

Ob der Angriff vom Wochenende, der offenbar akribisch vorbereitet worden war, als Antwort auf diese Friedensinitiative zu verstehen ist, ist unklar. Schon seit Jahrzehnten schlagen pakistanische Militante auffällig oft immer dann in Indien zu, wenn sich die beiden verfeindeten Staaten einander annähern.

Hinter den Angriffen soll die pakistanische Terrorgruppe Jaish-e-Mohammed stehen

Zu dem Angriff bekannte sich bis zum Sonntagabend niemand. Sicherheitskreise in Delhi vermuteten, dass die pakistanische Terrorgruppe Jaish-e-Mohammed (JeM) hinter der Tat steht. JeM-Kämpfer sollen auch an dem spektakulären Angriff auf das indische Parlament 2001 beteiligt gewesen sein. Damals hatten fünf schwer bewaffnete Angreifer versucht, in das Gebäude einzudringen, in dem kurz zuvor eine Sitzung beendet worden war und in dem sich noch viele Abgeordnete und Mitglieder der Regierung aufhielten.

In Delhi wurden nach den heftigen Gefechten vom Wochenende die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. Delhis Polizeichef Bhim Sain Bassi erklärte, es gäbe Geheimdienstwarnungen, wonach Militante auch in die Hauptstadt eingedrungen seien und einen Angriff planten. An besonders gefährdeten Orten seien daher paramilitärische Einheiten stationiert worden.

Auch wenn der Angriff auf den Luftwaffenstützpunkt vom Wochenende nur symbolischen Charakter hatte, ereignete er sich dennoch an einer strategisch hochsensiblen Stelle. Die Basis liegt an einem Highway, die den indischen Bundesstaat Jammu und Kaschmir mit dem Rest Indiens verbindet. Seit gut 30 Jahren dringen immer wieder Bewaffnete aus Pakistan in den indischen Teil Kaschmirs ein und greifen dort indische Sicherheitskräfte an.