Zurück zu heimatlichen Wurzeln

Über den Tellerrand In der Bio-Halle der Internationalen Grünen Woche beantworten 75 Aussteller die Fragen von Besuchern, informieren über Ökonomie, Politik, Qualität und Genuss, backen und kochen. Davon kommen 20 aus Berlin und Brandenburg

Auch über artgerechte Haltung wird auf der Messe gesprochen Foto: Thomas Peter/reuters

Von Julia Johannsen

Das Wildschwein aus dem Berliner Wald, das Brot aus der märkischen Mühle, die Hülsenfrüchte vom Acker nebenan. Bio allein genügt heute nicht mehr, regio­nal muss es sein: Die Nahrung kommt aus der Umgebung, landet am besten frisch vom Acker auf dem Teller. „Die Verbraucher vertrauen am meisten den Produkten, die aus der Region kommen“, sagt Wolfgang Rogall, Sprecher der Messe Berlin. Vom 15. bis 24. Januar werden in der Bio-Halle der Internationalen Grünen Woche (IGW) 75 Aussteller, ihre Produkte präsentieren, Fragen beantworten, informieren, backen und kochen. Davon kommen 20 aus Berlin und Brandenburg. Unter anderem stellt Spreewaldkoch Peter Franke Bio-Topinambur aus der Mark und Spreewald-Meerrettich vor. Premiere hat dieses Jahr eine Meerrettich-Topinambur-Zubereitung mit roter Beete. Vor allem kleinere regionale Partner sind in diesem Jahr mit dabei, von denen einige am 16. Januar auch auf der Demo „Wir haben Agrarindustrie satt“ anzutreffen sein werden.

Unter dem Motto „Mehr Platz für Leben“ wird es in der Bio-Halle Informationen rund um das Thema Ökolandbau, und zum Themenfokus „Hülsenfrüchte“ geben. Naturland e. V. will den Verbrauchern die Vorteile des ökologischen Landbaus und seine positive Auswirkung auf die Böden näherbringen und hat hierfür auch ein interaktives Programm für Schulklassen entwickelt. Ein weiterer Themenfokus der Bio-Halle ist die „Gemeinschaftlich getragene Landwirtschaft“: Das Modell der „Community Supported Agrikultur“ eröffnet ökologisch orientierten Menschen neue Perspektiven, an der Erzeugung von Biolebensmitteln mitzuwirken, ohne selbst aufs Land zu ziehen oder einen Hof zu führen. Am Messestand des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und auf der Bio-Bühne erläutern Biobauern, wie das System der gemeinschaftlich getragenen Landwirtschaft funktioniert. Der Berliner Landschafts- und Gemüsebaubetrieb „SpeiseGut“, der für sein Restaurant „HavelGut“ den Gastro-Gründerpreis 2015 erhielt, arbeitet nach den Prinzipien der Solidarischen Landwirtschaft.

Für die Bio Company, in diesem Jahr das zweite Mal bei der Grünen Woche in der Bio-Halle mit dabei, steht das Sinneserlebnis im Fokus: „Es geht nicht nur um Nachhaltigkeit“, sagt Sprecherin Daniela Fischer-McMullen. „Bio ist auch Genuss.“ Auf einem Genießer-Rundgang können sich Besucher für fünf Euro an fünf verschiedenen Stationen etwas abholen, auf diese Weise bewegen sie sich multidimensional durch die Bio-Halle. Es werden verschiedene Ernährungsweisen vorgestellt, Smoothies bereitet, Kichererbsen-Gemüse-Blinis mit Apfel-Ingwer-Chutney (ayurvedisch) gekocht, und „Märkisches Landbrot“ zeigt den Kindern, wie das Backen geht. Der Koch Volker Mehl und die Köchin Lea Green, beide zum ersten Mal auf der Grünen Woche, werden live kochen und einen Vortrag über die ayurvedische und vegane Ernährung halten. „Kochen ist für mich Lebensfreude pur“, sagt Lea Green aus Berlin. „Beim Live-Kochen bekommt man sofort die Resonanz vom Publikum, das macht Spaß und ich empfinde es als sehr lebendig.“

Brotzeit ohne Hilfsstoffe

Die IGW findet vom 15. bis zum 24. Januar auf dem Messegelände Berlin in den Hallen 1 bis 26 statt.

Der Regionalbezug nimmt auf der Messe einen immer wichtigeren Platz ein. Außerdem gewinnen die Themen nachwachsende Rohstoffe, Bio und der ländliche Raum genau wie der Gartenbereich immer weiter an Bedeutung.

In der Halle „Bio – Mehr Platz für Leben“ sehen Besucher, wie Bio-Hühner artgerecht in beweglichen Ställen gehalten werden. Sie können dort auch mit dem Mühlenfahrrad Mehl mahlen und erfahren, warum Kühe Hörner haben.

Im Messe-Kindergarten können sich die Kinder von den Eltern erholen. Die Eltern haben die Chance, neue Dinge auf der Grünen Woche ohne ihre Kinder zu entdecken.

www.gruenewoche.de

Parallel zur Grünen Woche findet am 17. Januar in der Markthalle Neun in Kreuzberg die „Brotzeit“ statt, bei der es um die Zukunft und den Erhalt des traditionellen Bäckerhandwerks geht. Joachim Weckmann, Geschäftsführer der „Märkisches Landbrot GmbH“ und Vorstand bei „fair & regional“, wird in diesen Tagen zwischen Biohalle, Demo und der Markthalle Neun pendeln. „Rund 95 Prozent der Berliner essen noch kein Biobrot, obwohl in herkömmlichen Broten bis zu 100 nicht deklarationsfähige technische Hilfsstoffe enthalten sein können“, sagt Weckmann. „Wir wollen 100 Prozent Bio. Da gibt es noch viel zu tun.“ Rund 300.000 Besucher durchlaufen die Bio-Halle während der Zeit der Messe, sie wollen hier, anders als in den anderen Hallen, eher Informationen erhalten als konsumieren. Die meisten der kleineren regionalen Aussteller in der Bio-Halle nutzen die Grüne Woche als Werbeplattform, verbunden mit Inhalten wie etwa auf der Demonstration.

Erstmalig in der Bio-Halle wird auch die Paleo Convention unter dem Dach der Bio Company vertreten sein, um über ihre Ernährungsweise und ihren unpasteurisierten Kombucha zu informieren. „Wir sind die liebsten Fleischesser der Veganer“, sagt Paul Seehorst, Initiator der Paleo Convention, die auf Nachhaltigkeit, artgerechte Tierhaltung und regionale und saisonale Lebensmittel großen Wert legt, ebenso auf gemeinsames Kochen und den Genuss des Essens. „Wir machen es wie die Jäger und Sammler der Steinzeit.“ Die Wildschweinjagd in den Berliner Wäldern hat schon begonnen.

www.wir-haben-es-satt.de

www.biowoche.de

www.veggi.es