Kahlschlag für Wohnungsbau

BÄUME Dass vis-à-vis der Osterholzer Feldmark Eichen gefällt werden, sorgt für Ärger bei den Kuhkamp-Siedlern. Auf reguläre Einwände gegen die Baupläne haben sie verzichtet

Protest gegen die Baumfällung an der Osterholzer Feldmark: Noch ein Holzkreuz warnt vor dem drohenden „Massaker“ Foto: Ann-Kathrin Just

von Benno Schirrmeister

Rechts geht der Blick raus auf die Osterholzer Feldmark. Links aber, wo die Wege in die Kuhkamp-Siedlung abzweigen, säumen Eichen den Ehlersdamm in Richtung Bahnhof Mahndorf: Vor ein paar Wochen hingen hier noch Protestzeichen, aber die hat jemand fast alle demontiert. Anfang des Jahres hatte Lothar Dräger rohe, schwarze Kreuze an die knorrigen Stämme gepinnt. Und, in Klarsichthüllen, orangene Zettel mit schwarzer Schrift, die darüber informieren, dass dieser Baum demnächst gefällt wird, für die Firma Müller & Bremermann. Ohne jede Gegenwehr des Beirats. So stand es auf den Zetteln, so hatte er es empfunden.

„Die bekommen hier das Optimum an Ausnutzung“, so Dräger, Vorsitzender der Siedlergemeinschaft Kuhkamp. Bis vor Kurzem hatte die Wiese hinter den Bäumen noch der St. Petri Waisenheim-Stiftung gehört. Jetzt steht die Baufirma im Grundbuch.

Die will hier Häuser errichten, 115 Stück, teils in Reihen-, teils in Doppelhausbauweise, „und ich verstehe ja, dass Bremermann hier auch seinen Schnitt machen muss“, sagt Dräger. Schließlich sei der ja Kaufmann. Aber die Entwürfe, die vorliegen, findet er dann doch zu ökonomisch – regelrecht brutal: Dicht an dicht und eine Zuwegung nur übern Garagenhof, nein, es passt ihm so einiges nicht an den Skizzen. Was ihn aber so richtig zornig macht, das sind die Bäume: Insgesamt 52 Eichen werden nach seiner Berechnung der Kreissäge zum Opfer fallen, das sei schon ein echtes Massaker.

Unklar bleibt, warum Dräger und seine MitstreiterInnen keine offizielle Einwendung formuliert haben: Bis 29. Februar lagen die Pläne im Ortsamt aus, und wie man das macht, sollte der Pensionär wissen, schließlich war er selbst lange in der Senatsverwaltung tätig. „Es hat nicht eine Einwendung gegeben“, heißt es seitens der Behörde.

Wenn die Eichen der Kreissäge zum Opfer fallen, sei das schon ein echtes Massaker, sagt AnwohnerLothar Dräger

Ob man so auch nur einen Baum gerettet hätte, ist ungewiss. Aber der Protest hätte doch an Glaubwürdigkeit gewonnen. Und man hätte solidere Zahlen gehabt: „Im Zuge des Bauvorhabens“, so steht‘s im Bescheid, würden auf dem fraglichen Terrain „alle vorhandenen Bäume entfernt“. Doch das seien nur „30 Einzelbäume, von denen sechs nach Baumschutzverordnung geschützt“ seien – also einen Stammumfang von mindestens 120 Zentimetern haben.

Das bedeutet: Grundsätzlich wäre es „verboten“, sie „zu entfernen, zu zerstören, zu beschädigen oder in ihrem Weiterbestand zu beeinträchtigen“. Wenn aber die laut Bebauungsplan vorgesehene Nutzung anders „nicht verwirklicht werden kann oder in unzumutbarer Weise beschränkt wird“, gibt es Ausnahmen – auf Antrag und gegen Auflagen: Die Bäume müssen durch Ersatzpflanzungen angemessen ersetzt werden.

„Was angemessen heißt, ist konkretisiert“, stellt die Behörde klar. So werden die 24 nicht als „geschützte Landschaftsbestandteile“ anerkannten Eichen im Verhältnis 1:1 ersetzt. Für die sechs älteren müssen sogar je zwei neue Laubbäume gepflanzt werden: „Diese Neupflanzung wird in dem mit dem Investor abzuschließenden Erschließungsvertrag als Verpflichtung geregelt“, klärt der Behördenbescheid die Lage.