Ökologisches Image verschwindet im Rauch

Qualm Jahrelang konnte die Tabakmarke American Spirit ihre Zigaretten als „organic“ verkaufen. Nun schreitet die zuständige Behörde ein

BERLIN taz | Die Zigarettenmarke Natural American Spirit darf nicht länger als „organic“ verkauft werden. Das Bezirksamt Hamburg Altona schickte eine entsprechende Untersagungsverfügung an den dort ansässigen Hersteller Santa Fe Natural Tobacco Company, deren Mutterfirma seit vergangenem Jahr der Tabakriese Japan Tobacco ist. Auf der Homepage des Unternehmens erscheint der Begriff „organic“ nicht mehr als Bezeichnung für die Zigaretten.

Bereits 2010 befand der Bundesgerichtshof (BGH) nach einem zweijährigen Berufungsverfahren, die Bezeichnung „Biotabak“ sei rechtswidrig. Der verwendete Tabak ist nach den US-amerikanischen Öko­standards zertifiziert – und damit ohne Pestizide und künstliche Düngemittel hergestellt. In Deutschland verstoßen derartige Bezeichnungen allerdings gegen das Tabakgesetz – und sind daher laut der Behörde wettbewerbswidrig.

„Wir sind ziemlich gefrustet, dass nach dem Urteil des BGH über fünf Jahre vergehen mussten, um auch die Varianten des Begriffs ‚bio‘ zu verbieten“, sagt Johannes Spatz, Sprecher des Forums Rauchfrei. Die Initiative klagt seit Jahren gegen die verharmlosende Werbung der Marke mit dem rauchenden Indianerhäuptling. Santa Fe, die 2012 in Deutschland einen Marktanteil von 0,5 Prozent verzeichnete, habe als einziges Unternehmen wachsenden Umsatz in der Branche. Der Grund: Der Firma gelinge es immer wieder, ihr Produkt als weniger gesundheitsschädlich als andere Zigaretten zu verkaufen – „eine Frechheit“ findet Spatz.

Doch damit dürfte demnächst ohnehin auch in Deutschland Schluss sein: Ab Mai 2016 tritt das neue Tabakerzeugnisgesetz in Kraft, demnach Zigarettenpackungen keine täuschenden Bezeichnungen über natürliche oder ökologische Eigenschaften mehr tragen dürfen.Lina Schwarz