Kritik am Programm KitaPlus

Zeitstreit Zuschüsse für Betreuung am Wochenende und in der Nacht sollen Eltern Schichtarbeit ermöglichen. Ein Schritt in die falsche Richtung?

Viele Eltern wünschen sich eine flexiblere Betreuung ihrer Kinder, gerade Berufstätige sind darauf angewiesen. Unter dem Motto „Weil gute Betreuung keine Frage der Uhrzeit ist“, startete im Januar 2016 das Förderprogramm KitaPlus des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Vorgestellt von Familienministerin Schwesig und Arbeitsministerin Nahles, soll dieses Programm künftig helfen, die Kinderbetreuungszeiten an die Lebensrealitäten der Eltern anzupassen und so die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu fördern.

Das bedeutet: Kindertageseinrichtungen, die eine erweiterte Betreuung auch am Wochenende und in der Nacht anbieten und dadurch Eltern die Wochenend- und Schichtarbeit ermöglichen, erhalten entsprechende Zuschüsse vom Bund.

Es gibt jedoch auch eine andere Sichtweise, die ebendiese „Lebensrealität“ von Familien kritisch hinterfragt. Das Programm diene nicht den grundsätzlichen Bedürfnissen und Interessen von Kindern und Familien, erwidern die Verbände der Waldorfpädagogik.

Kindliche Bedürfnisse?

Albrecht Hüttig, Vorstand des Bundes der Freien Waldorfschulen (BdFWS), wirft die Frage auf, ob es dem Kindeswohl nicht dienlicher wäre, Eltern von Kleinkindern eben gar nicht erst für diese Art der Schichtarbeit heranzuziehen, anstatt die Familie den Erfordernissen der Arbeitswelt unterzuordnen.

Obwohl die Organisationen der BdFWS und die Vereinigung der Waldorfkindergärten grundsätzlich das Ziel unterstützen, Familienleben und Erwerbstätigkeit besser in Einklang zu bringen, werten sie KitaPlus daher als einen Schritt in die falsche Richtung.

Die kindlichen Bedürfnisse, wie sie sich aus anthroposophischer Sicht darstellen, werden bei KitaPlus nicht berücksichtigt. Wolfgang Saßmannshausen von der Vereinigung der Waldorfkindergärten spricht von einem Trend mit weitreichenden Folgen für die Kinder: Vielfältige Untersuchungen würden belegen, dass die zuverlässig vertraute Begleitung der Kinder Lebenssicherheit schaffe und Grundlage für ein aktives Zugehen auf die Welt sei. Um wie viel mehr gelte diese Aussage für die Zeiten des nächtlichen Schlafes. al