heute in bremen
: „Zufriedene Zuwanderer“

Vortrag Auf dem Radar des gesellschaftlichen Zusammenhalts stehen Viertel mittelglücklich da

Klaus Boehnke

Foto: JUB

ist Professor für sozialwissenschaftliche Methodenlehre an der Jacobs-Universität.

taz: Wie ist das Funktionieren eines Gemeinwesens wissenschaftlich zu beschreiben, Herr Boehnke?

Klaus Boehnke: Diesem politischen Bedürfnis stehen ausgesprochen dürftige empirische Erkenntnisse gegenüber. Die Bertelsmann-Stiftung hat diesbezüglich ein „Radar gesellschaftlicher Zusammenhalt“ initiiert.

In Sachen Zufriedenheit und Zusammenhalt steht Deutschland hinter den skandinavischen Staaten und Kanada im oberen Mittelfeld, ebenso Bremen im Deutschlandvergleich hinter den Wohlfühlspitzenreitern Bayern, Hamburg und Baden-Württemberg. Nun haben Sie in einer repräsentativen Erhebung die Daten für 78 Ortsteile Bremens spezifiziert. Ihr Resümee?

Es ist in Bremen um den sozialen Zusammenhalt gut bestellt, jedenfalls besser als im Osten Deutschlands und in Hessen.

Konkret?

Es ist keineswegs so, dass die reichsten Stadtteile auch den beste Zusammenhalt haben, Bürger leben dort häufiger für sich allein. Und klar wird: Zuwanderung macht den Zusammenhalt nicht kaputt. Er ist eher hoch in den Ortsteilen, in denen weniger Deutsche leben, also die kulturelle, religiöse und ethnische Diversität groß ist. Und je höher der Zusammenhalt ist, desto besser geht es den Menschen.

Woran machen sie das fest?

Beispielsweise daran, wo die gesünderen Kinder geboren werden. Dazu haben wir Geburtsgewichte von den Neugeborenen der Ortsteile verglichen. Aber auch Indikatoren wie Zufriedenheit und Glück zu Rate gezogen.

Wie das?

Das für uns arbeitende Meinungsforschungsinstitut fragte bei den 2.605 Telefoninterviews auf Deutsch, Russisch und Türkisch unter anderem, wie glücklich man in seinem Stadtteil sei, für die Antwort war eine Skala von 0 bis zehn vorgeben.

Das Ergebnis?

Im Glücklichkeits-Ranking liegen alle Bezirke zwischen sechs und acht.

Woran machen Bremer Glück fest?

Wir haben nicht nachgefragt.

Ganz konkret, in welchen Stadtteilen funktioniert Zusammenleben am besten, sind Bremer am glücklichsten?

Das darf ich nicht verraten, muss bis zur offiziellen Vorstellung der Studie kurz vor den Sommerferien schweigen, sonst riskiere ich eine hohe Konventionalstrafe meiner Auftraggeber.

Interview: Jens Fischer

Vorstellung der Studie: 11 Uhr, Haus der Wissenschaft