Konflikt trotz Konfetti

Basketball In einem dramatischen Finale setzte sich der ZSKA Moskau in der Euroleague gegen Fenerbahce Istanbul durch. Überschattet wurde das Spiel von einem schwelenden Streit zwischen dem Weltverband Fiba und den europäischen Ligen

Nackenmassage mal anders: ZSKA-Trainer Itoudischeer und Spieler Teodosic Foto: dpa

Aus Berlin David Digili

Fanfaren, Konfetti und eine großzügig bemessene Zahl an Pokalen: Die Siegerehrung nach dem Endspiel der Euroleague am Sonntagabend in der Arena am Ostbahnhof war der Tragweite der Veranstaltung mehr als angemessen. Gerade hatte sich ZSKA Moskau in einem unerwartet atemberaubenden Finale mit 101:96 nach Verlängerung gegen den türkischen Spitzenklub Fenerbahce durchgesetzt – die „Kanarienvögel“ konnten zuvor einen 16-Punkte-Rückstand im Schlussviertel egalisieren und sich noch in die „Overtime“ retten. „Wir haben die ganze Saison hart gearbeitet und uns heute belohnt. Jeder denkt, für einen großen Klub wie ZSKA wäre es einfach, aber die Konkurrenz war überwältigend“, sagte Nando de Colo danach. Der Franzose erzielte mit 22 Punkten die meisten aller Spieler und gewann nach den Auszeichnungen zum wertvollsten Akteur und besten Offensivspieler der abgelaufenen Saison nun auch die Trophäe für den wertvollsten Spieler des Endspiels.

Vier Tage lang – beim Final Four fanden auch die Halbfinals und das Spiel um den dritten Platz statt – konnte sich der europäische Spitzenbasketball noch einmal selbst feiern und die schwelende Krise zumindest für einen Moment vergessen. Denn die Zukunft der Euroleague, insbesondere aber des daran gekoppelten Eurocups, ist unklar. Die verworrene Auseinandersetzung mit dem Weltverband Fiba um die Vorherrschaft im Spitzenbasketball des Kontinents legte einen erheblichen Schatten über das Championat. Es ist ein für den Weltsport Basketball peinlicher Streit.

„Es ist keine Lösung, die Klubs einfach kaltzumachen“

Euroleague-Chef Jordi Bartomeu

Die Fiba führt demnächst offiziell die Champions League ein – und tritt damit in direkte Konkurrenz zum längst etablierten Vorzeigeturnier der Uleb, der Vereinigung der europäischen Basketball-Ligen, die im Jahr 2000 die Euroleague ins Leben gerufen hatte. Vorwürfe der Fiba: Finanzschwache Klubs würden von der Euroleague diskriminiert werden. Der Vertrag mit den elf „A-Lizenz“-Klubs, die dadurch zur ständigen Teilnahme – ungeachtet des sportlichen Erfolgs – berechtigt sind, hätte starke Züge eines „Syndikats“. Ende März gab es eine weitere Eskalation, als die Fiba ihren Mitgliedsverbänden erst mit Ausschluss drohte, sollten ihre Klubs am zweitklassigen Eurocup teilnehmen – und wenige Wochen später tatsächlich acht der besten Verbände für die EM 2017 sperrte. Sechs weitere Verbände könnten ebenfalls betroffen sein. Auch eine Teilnahme an den Olympischen Spielen könnte damit für führende Nationen wie Frankreich, Spanien oder Russland in Frage stehen. „Es ist doch keine Lösung, die Klubs einfach kaltzumachen“, kritisierte Euroleague-Chef Jordi Bartomeu den radikalen Schritt. Mittlerweile haben beide Seiten Klagen bei der EU-Kommission eingereicht. Erschwerend kommt ein weiterer Konflikt hinzu: Kommende Saison wird die Euroleague von 24 auf 16 Teams verkleinert, der Spielbetrieb dem einer „echten“ Spielklasse angepasst, mit Hin- und Rückspielen. Schwierig für die ohnehin schon engen Terminpläne der nationalen Ligen und der Nationalteams. Unmöglich für den Weltverband Fiba, der die Rolle der Landesauswahlen stärken will und für künftige Länderspieltermine festgelegte Zeitfenster einführen will.

„So eine große Entscheidung haben wir noch nie getroffen. Und wir werden uns auch nicht durch Streitigkeiten davon abbringen lassen“, trotzte Bartomeu nun auf einer Pressekonferenz während des Final Four. Einen ersten Annäherungsversuch gab es erst vor wenigen Tagen, als sich Vertreter von Fiba und Euroleague in München zu Gesprächen trafen. Dabei bot die Liga eine Zusammenarbeit an, gekoppelt an diverse Vereinbarungen bezüglich etwaiger Sperren, Integration beider Verbände unter einem Dach und gemeinsamer Festlegung der Terminpläne. „Trotz der entgegenkommenden Vorschläge unserer Vertreter war es beiden Seiten nicht möglich, zu einer Einigung zu kommen“, hieß es danach in einer etwas sauren Pressemitteilung der Euroleague. „Wir hoffen, dass es zeitnah ein weiteres Treffen gibt, damit dieses wichtige Thema weiter diskutiert werden kann.“ Bis dahin hat man noch die Erinnerung an Fanfaren und Konfetti in Berlin.