Schluss mit Genossen

Verkauf Fria Tidningen wird von linkem Verlag übernommen

Seit Jahren hatte sie sich nur noch mühsam über Wasser gehalten. Nun ist es vorbei mit der wirtschaftlichen Selbständigkeit der Fria Tidningen. Die 2001 gegründete schwedische Zeitung stand bisher im Eigentum ihrer MitarbeiterInnen und wurde auch von der taz Genossenschaft finanziell mitunterstützt. Nun wird sie Mitte Juli von der ETC-Gruppe übernommen. Diese gibt seit 2014 Dagens ETC heraus, die als erste Tageszeitungsneugründung seit drei Jahrzehnten in Schweden auf Anhieb schaffte, was Fria in 15 Jahren nicht gelang: den Übergang von einem wöchentlichen zu einem täglichen Blatt.

Man habe einsehen müssen, dass die eigenen wirtschaftlichen Muskeln nicht ausreichten, begründete Madelene Axelsson, Vorsitzende der Fria-Kooperative, den Schritt. Deshalb wolle man gemeinsam stärker werden, statt sich Konkurrenz zu machen. Fria mit ihrem Fokus auf alternative Diskussionen sei eine wichtige Stimme, erklärte ETC-Chef Johan Ehrenberg: Mit den Erfahrungen, die man selbst gemacht habe, hoffe man zu ihrem Wachstum beitragen zu können. Zuletzt war Fria stetig geschrumpft. Im letzten Jahr sank die Auflage von knapp 5.000 auf 4.000 Exemplare, 7 von 30 JournalistInnen wurden entlassen. Neben Dagens ETC hatte sie auch Konkurrenz durch Syre erhalten, Schwedens 2015 gegründetes „erstes grünes Nachrichtenmagazin“, das in wenigen Monaten die Auflage von Fria übertraf.

Ohne staatliche Pressesubventionen wäre keine dieser links-alternativen Publikationen überlebensfähig. Da die „Presstöd“-Vorschriften es vorteilhaft machen, Titel in mehrere lokale Ausgaben mit teilweise unterschiedlichem Inhalt aufzuspalten, sofern jeweils eine Mindestauflage überschritten wird, gibt Fria derzeit vier, „ETC“ neun Ausgaben heraus. Laut Ehrenberg sollen zunächst alle Fria-Ausgaben in der jetzigen Form weitererscheinen.

Reinhard Wolff