Daryna Sterina wundert sich über veraltete Rollenbilder beim Bierfestival
: Königliches Biertrinken auf der Karl-Marx-Allee

Bier macht die Blase voll Foto: dpa

Der Berliner Bierkönig Gambrinus steht auf einer Wiese auf der Karl-Marx-Allee, eine Hopfen-Malz-Krone schmückt sein Haupt. Neben ihm posiert Bierkönigin Laura die Siebte, schweigend mit rot geschminkten Lippen, passend zu ihrem roten Kleid mit Korsett. Geladen haben die königlichen Biertrinker am Dienstag zu einem Fototermin für das 20. Internationale Berliner Bierfestival, das vom 5. bis 7. August stattfinden wird.

Aber wie wird man eigentlich zu einer Bierkönigin gekürt? Laura Bürger, die Königin, antwortet höchstpersönlich: „Jedes Jahr wird zum Tag des Deutschen Bieres von dem Berliner Biermeilen e. V. eine Königin auserwählt.“ Aha. Ironischerweise muss man als Bierkönigin weder trinkfest sein noch Bier trinken. Die Bierkrüge, die vor ihr auf einem weißen Plastiktisch stehen, sind wohl nur Dekoration. „Man hält meistens ein Bier in der Hand oder stößt mal an, aber das Trinken hat seine Grenzen“, sagt Bürger. Andere Kriterien scheinen da schon wichtiger zu sein: Schönheit und Jugend. Mit ihren 24 Jahren ist Laura die Siebte ganze fünfzig Jahre jünger als ihr 74-jähriger König!

Bierkönig Gambrinus, der eigentlich Eberhard Schollmeier heißt, regiert schon seit 20 Jahren in seinem Berliner Bierfestival-Land. In seiner Laudatio gestikuliert er majestätisch mit beiden Armen: „Es kam zum Glück das Deutsche Reinheitsgebot, endlich vorbei die Marktpanscherei! Reines Wasser, Hopfen, Malz, nicht nur die Brauer rufen: Gott erhalt’s.“ Doch König zu sein reicht Schollmeier nicht. Er verkleidet sich regelmäßig und spielt regelmäßig 22 Charaktere – unter anderem den Weingott Bacchus auf dem Pankower Weinfest.

Während Bierkönigin Laura die Siebte nur ihrem König assistieren darf, unterhält dieser seine Gäste weiter mit Reimen: „Des Wassers Reinheit ist die Seele, das Bier der Zukunft, ich befehle!“ Die Rollenverteilung ist beim Berliner Bierfestival offensichtlich noch so alt wie das Deutsche Reinheitsgebot: 500 Jahre.

Prost!