heute in hamburg
: „Angst vor dem Fremden“

Vorurteile Die AfD schürt Ressentiments in der Familienpolitik, findet SPD-Politikerin Kammeyer

Annkathrin Kammeyer

Foto: A. Kammeyer

26, ist Studentin der Politikwissenschaften und sitzt als jüngste Abgeordnete für die SPD in der Bürgerschaft.

taz: Frau Kammeyer, wie lebt es sich mit der Alternative für Deutschland (AfD) in der Bürgerschaft?

Annkathrin Kammeyer: Es ist nicht immer einfach. Oft spricht die AfD Themen mit Ressentiments an. Dann versuchen wir, dem Argumente engegenzustellen, um die AfD zu entlarven. Immer zu sagen, „die böse AfD“, bringt nichts.

Aber es stört Sie doch, wenn die AfD davon spricht, dass „die Wertschätzung der klassischen Familie verloren“ gehe. Was entgegnen Sie dem?

Ich halte das klassische Familienleben für überholt. Stattdessen glaube ich an vielfältige Familienleben. Auch Homosexuelle können liebevolle Eltern sein. Sie sollten Kinder adoptieren dürfen.

Auch die CDU ist gegen die gleichgeschlechtliche Ehe. Muss die Partei moderner werden?

Genau. Auf Bundesebene kämpfen wir dafür, dass sich die CDU bewegt. Es gibt eine Mehrheit im Bundestag, aber die muss auch genutzt werden.

Warum gibt es in der Gesellschaft immer noch Vorurteile gegen Homo- und Transsexuelle?

Vorurteile gibt es in vielen Bereichen. Viele Menschen haben Angst vor dem, was ihnen fremd ist.

Was wollen Sie gegen solche Vorbehalte tun?

Es ist wichtig, viel mit den Menschen zu reden und für Toleranz zu werben. Den Menschen, die aus Angst die AfD wählen, müssen wir zeigen, dass wir ihre Probleme ernst nehmen. Aber es ist schwierig, denen entgegen zukommen, die die AfD aus Fremdenhass und Überzeugung wählen. Außerdem müssen Gesetze verabschiedet werden: Besonders wichtig ist einerseits die Ehe für alle. Andererseits muss die geschlechtliche Vielfalt in das Grundgesetz aufgenommen werden.

Soll die Pride Week in dieser Hinsicht ein positives Zeichen setzen?

Mit der Pride Week wird jedes Jahr in Hamburg gegen Homophobie und Transphobie demonstriert. Viele Menschen sehen die Regenbogenfarben und ich denke, das finden sie gut. Aber wir haben die Gleichstellung noch längst nicht erreicht. Deswegen müssen wir die Pride Week weiterhin veranstalten. Aber vor allem müssen wir verhindern, dass neue Ressentiments aufkommen. Das wäre ein Rückschritt.

Interview: Johanna von Criegern

Diskussion „Rechte in den Parlamenten: Was können die Parteien, was kann die Community tun?“: 17 Uhr, Pride House