Gefährliche Reiseins Winterquartier

USA GPS-Peilsender verraten erstmals, welche Feinde den Fischadlern auf ihrem Flug auflauern

Die Vögel werden unter anderem von wütenden Hühnerzüchtern erschossen

TILTON taz | Jedes Jahr im Spätsommer brechen die Fischadler im Osten der USA zum Überwintern nach Südamerika auf. Die Einzelheiten ihres langen und gefährlichen Flugs waren bisher ein Geheimnis. Doch dank GPS-Peilsendern auf dem Rücken der Greifvögel zeigt sich Wissenschaftlern nun erstmals das ganze Bild. Die Erkenntnisse versetzen die Forscher allerdings in Sorge. Den Auswertungen zufolge werden die braun-weißen Vögel immer wieder von Autos oder Schiffen überfahren, von wütenden Hühnerzüchtern erschossen oder kommen während der Hurrikan-Saison von ihrem Kurs ab. Ein Fischadler landete sogar auf einem Schiff, das ihn bis nach Portugal brachte. Bis zu 80 Prozent der Jungvögel kehren laut Zählungen nicht nach Neuengland zurück, im Vergleich zu 15 Prozent bei den erwachsenen Tieren. Fischadler können bis zu 20 Jahre alt werden.

Einige von ihnen fliegen bis nach Südamerika. „Viele schaffen es nicht“, sagt Iain MacLeod, Geschäftsführer des Naturwissenschaftlichen Zentrums Squam Lakes in Holderness im US-Staat New Hampshire. Das Institut beschäftigt sich mit den Fischadlern, die jeweils das Frühjahr und den Sommer in New Hampshire verbringen, um ihren Nachwuchs aufzuziehen.

Trotz der Hindernisse auf der Wanderung nimmt der Bestand des Fischadlers ähnlich wie beim Weißkopfseeadler zu. In Neuengland stieg die Zahl der Tiere von wenigen hundert in den 70er Jahren auf bis zu 2.000 heute. Etwa die Hälfte davon wurde im US-Staat Maine gezählt. Die Erholung geht auf das Verbot von Pestiziden wie DDT zurück sowie auf Maßnahmen zum Schutz der Nester, um Fressfeinde wie Waschbären von den Eiern fernzuhalten.

Die nordamerikanischen Vögel treten jeweils im August ihre etwa 8.000 Kilometer lange Reise ins Winterquartier an. Diese führt sie zunächst an der Atlantikküste entlang und dann über die Karibik bis zum Amazonasbecken im nördlichen Teil Südamerikas, wo sie die kalte Jahreszeit verbringen.