Über 400 Menschen 2015 durch Streubomben getötet

WAFFENDie Assad-Truppen und Russland setzen laut einem Bericht die geächtete Munition ein

GENF epd/rtr | Im syrischen Bürgerkrieg setzen Regierungsarmee und russische Streitkräfte offenbar immer mehr Streubomben ein. Wöchentlich, vielleicht sogar täglich attackierten die Armeen der Bündnispartner Ziele mit der geächteten Streumunition, erklärte Mary Wareham von der Koalition gegen Streumunition (CMC) am Donnerstag in Genf. Brennpunkt der Angriffe sei Aleppo. Aber auch im Jemen und in der Ukraine werden häufig Streubomben eingesetzt.

Laut Jahresbericht der Koalition gegen Streumunition tötete oder verletzte die Streumunition im vergangenen Jahr 248 Menschen in Syrien. Die Streitkräfte des Machthabers Baschar al-Assad seien zwischen Juli 2012 und Juli 2016 für mindestens 360 Angriffe mit den Sprengkörpern verantwortlich gewesen. Die CMC-Aktivisten betonten, sie verfügten über „überzeugende Beweise“, dass die russischen Streitkräfte die Sprengkörper verschießen. Russland bestreitet dies.

Russland und Syrien haben die 2010 in Kraft getretene Konvention gegen Streubomben nicht unterzeichnet. Insgesamt haben 100 Staaten das Abkommen ratifiziert, darunter Deutschland. Die Konvention verbietet den Einsatz, die Produktion, den Transfer und das Lagern der Munition. Bestände müssen zerstört werden.

Streumunition wird in Containern von Artilleriegeschützen und Militärflugzeugen abgeschossen. Nach dem Öffnen der Behälter verteilen sich Hunderte kleiner Bomben auf einem mehrere Fußballfelder großen Gebiet. Viele Einzelteile detonieren jedoch nicht direkt, sie stellen auch nach Jahrzehnten noch eine Gefahr für die Bevölkerung dar.

Angesichts der neuen Berichte zum Einsatz von Chemiewaffen in Syrien warf Amnesty International dem UN-Sicherheitsrat Tatenlosigkeit vor. Kriegsverbrechen in der Region müssten endlich mit aller Kraft verfolgt werden, forderte der Syrienexperte der Menschenrechtsorganisation, René Wildangel, in der Neuen Osnabrücker Zeitung.

Frankreich und Großbritannien hatten Sanktionen gegen das syrische Regime verlangt, nachdem die UNO einen entsprechenden Bericht veröffentlicht hatte. Russland sprach sich jedoch gegen eine Bestrafung des Regimes durch den UN-Sicherheitsrat aus.