Forschungsinstitute bekommen Geld: „Der Hafen allein reicht nicht“

Die grüne Senatorin Fegebank will Hamburg als Wissenschaftsstandort vermarkten und erhöht die Etats für vier Forschungsinstitute um knapp eine Million

Standortmarketing-Faktor Friedhof? Der jüdische Friedhof Altona bewirbt sich um den Status als Weltkulturerbe Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Vier sozialwissenschaftliche Forschungseinrichtungen können in Zukunft mit mehr Geld rechnen: Die Etats des Instituts für die Geschichte der deutschen Juden, der Forschungsstelle für Zeitgeschichte, des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik sowie der Akademie der Wissenschaften werden im nächsten und übernächsten Haushaltsjahr um insgesamt 981.000 Euro erhöht. Nach dem Willen des rot-grünen Senats sollen sie von derzeit zusammen 3,87 Millionen Euro auf rund 4,24 Millionen Euro im nächsten und auf etwa 4,85 Millionen Euro im übernächsten Jahr wachsen.

Daraus, dass es bei der Aufstockung der Etats auch um Standortmarketing geht, machte Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) keinen Hehl.↓

„Es ist mir ein zentrales politisches Anliegen, die Bedeutung der Wissenschaft und Forschung für Hamburg nach außen sichtbar zu machen“, sagte sie. Forschung, Wissenschaft und Innovation seien fundamental für die Zukunftsfähigkeit der Stadt.

Oder, noch deutlicher: „Damit Hamburg zukunftsfähig bleibt, reicht der Hafen nicht aus.“ Warum die Behörde gerade diese Institute ausgewählt hat, begründete Fegebank mit einer Evaluierung, bei der sie besonders gut abgeschnitten hätten. Es handele sich um „Perlen der Wissenschaft“.

Die Vorsitzenden der vier Institute zeigten sich erfreut und erleichtert über den Geldsegen. Dabei wurde auch deutlich, wie knapp bei Kasse sie in den vergangenen Jahren waren. Seit 20 Jahren sei der Etat nicht erhöht worden, sagte der Vorsitzende der Forschungsstelle für Zeitgeschichte, Axel Schildt. Die Aufgaben des Instituts, das sich wegen der umfangreichen, öffentlich zugänglichen Bibliothek auch als Serviceinstitut verstehe, seien über die Jahre allerdings immer mehr geworden.

„Der Grad an Überarbeitung und Selbstausbeutung war so hoch, dass das nicht lange gut gehen konnte“, sagte Schildt. Mit dem neuen Geld wolle man unter anderem eine neue Wissenschaftler-Stelle finanzieren und die Öffentlichkeitsarbeit verstärken.

Auch der Leiter des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik, Hans-Georg Erhart, sagte, in den vergangenen Jahren sei die Inflation höher gewesen als der Zuwachs an Mitteln, den sein Institut von der Stadt bekommen habe. Die Kosten für Miete und Personal seien stetig gestiegen, nur der Etat nicht.

Hans-Georg Erhart, Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik

„Wenn es so weitergeht wie bisher, verkümmern wir“

De facto habe sich das so ausgewirkt, dass das Institut im Durchschnitt jedes Jahr eine halbe Stelle verloren habe. Gerade die Geistes- und Sozialwissenschaften seien in Hamburg immer schlecht ausgestattet gewesen. Insbesondere heutzutage sei das fatal: „Je mehr Probleme die Gesellschaft bekommt – und das ist ja aktuell so – desto mehr sozialwissenschaftliche Erklärungen brauchen wir“, sagte Erhart. Er hoffe, dass durch die Erhöhung eine Trendwende eingeleitet sei, denn „wenn es so weitergeht wie bisher, verkümmern wir“.

Von einem Kurswechsel, der darauf ziele, die sozialwissenschaftliche Forschung zu stärken, wollte die grüne Wissenschaftssenatorin nicht sprechen. Ihre Behörde habe sich ganz objektiv auf die Ergebnisse der Evaluation bezogen, die man sich ja anderenfalls hätte sparen können, sagte Fegebank. Und dass es der Anfang eines langen Weges sei.

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