Guter Schnitt für alle

Jeans Modemacher Tony Tonnaer lässt mit K.O.I. in Amsterdam fair und nachhaltig produzieren

taz: Herr Tonnaer, seit 2010 gibt es Kings of Indigo, kurz K.O.I. Dort wird mit recycelter Baumwolle gearbeitet, auf faire Bezahlung und Arbeitsbedingungen geachtet. Funktioniert das?

Oh ja, wir wachsen und ich bin sehr froh, dass ich 2010 den Mut gehabt habe, etwas Neues zu starten. Wir sind mitten in der Krise gestartet und uns wollte damals kaum jemand Geld geben. Selbst Geschäfte zu finden, die unsere fairen Produkte ins Sortiment aufnahmen, war nicht einfach.

Wie ist K.O.I. dann auf die Beine gekommen?

Das Gute war, dass ich über ein Netzwerk von Beziehungen verfügte. Die Kontakte haben es uns ermöglicht, mit K.O.I. in Holland, Deutschland und Schweden in der grünen Nische Fuß zu fassen. Unser Start war schwierig, aber wir bekamen relativ schnell Grund unter die Füße.

K.O.I. ist bei der Fair Ware Foundation in Amsterdam Mitglied, die auf faire Arbeitsbedingungen, faire Löhne und Gewerkschaftsrechte achtet. Warum weisen Sie nicht darauf hin?

Ich glaube, dass Kunden nach coolen Schnitten und nach guter Verarbeitung suchen. Wenn dann eine Welle von Informationen über faire und grüne Produktionsstandards über sie schwappt, kann das einen Informations-Overkill ergeben. Die meisten unserer Kunden wissen ohnehin, dass es nur drei Hersteller gibt, die ihre Jeans fair, nachhaltig und bio herstellen lassen. Wir hoffen, dass in der Zukunft alle Hersteller fair produzieren. Dann macht der Schnitt den Unterschied und ein zwei andere Aspekte, wie bei uns die kleinen Details.

Aber Sie gehen noch einen Schritt weiter. Verwenden recycelte Baumwolle und versuchen, den Wasserverbrauch in der Produktion zu reduzieren, schauen in die Zukunft.

Aus meiner Perspektive ist es smarter, den Kunden nicht alles gleich auf die Nase zu binden, sondern ihn oder sie entdecken zu lassen. So hat eine K.O.I.-Jeans oder ein T-Shirt noch einen fairen Mehrwert und wir als Unternehmer hinter dem Produkt müssen uns ohnehin überlegen, wie wir produzieren werden. Da suchen wir nach neuen Wegen, versuchen wassersparender zu produzieren, steigern den Anteil der Recyclingbaumwolle in unserer Produktion kontinuierlich und produzieren so nah wie möglich an unserem Firmensitz. „Denk lokal, handel lokal“, ist unsere Devise. Das spart Energie und sorgt dafür, dass Teamwork möglich wird – wir bekommen den Produktionsprozess wirklich live mit.

Als kleiner Player produziert K.O.I. vielleicht 45.000 Jeans – warum hat das einen Effekt?

Es hat vor allem einen Effekt in den Fabriken, wo wir herstellen lassen. Da haken wir nach, regen an, verbessern. Aber es ist auch richtig, dass sich die Mentalität in der ganzen Branche langsam ändert. Es ist etwas in Bewegung gekommen, sodass heute für Qualität auch mehr ausgegeben wird.

Was hat es mit der Drei-Liter-Jeans auf sich?

Das ist nur ein interner Arbeitstitel. Aber er zeigt wo wir hinwollen und eine Jeans, die einen Goldfisch im Logo hat, muss wassersparend produziert werden. Das ist doch klar.Knut Henkel