Der bauernschlaue Multimilliardär

USA Dokumente belegen: Donald Trump zahlte jahrelang keine Einkommenssteuer. Und das ganz legal

NEW YORK taz | Der selbst ernannte „kluge“ und „erfolgreiche“ Geschäftsmann Donald Trump hat Mitte der 1990er Jahre Rekordverluste von beinahe einer Milliarde Dollar gemacht. Der Multimilliardär, der US-Präsident werden und sein Land „wieder groß“ machen will, hat diese Verluste 1995 dem Finanzamt gemeldet und konnte sie in den folgenden 18 Jahren abschreiben. Nach Enthüllungen der New York Times hat Trump während dieser Zeit keinen Cent Bundeseinkommenssteuern gezahlt. Trumps Mitarbeiter bestreiten diese Information nicht. Hingegen drohten sie der Zeitung mit „rechtlichen Konsequenzen“ für die Veröffentlichung.

Die Enthüllungen werfen ein neues Schlaglicht auf Trumps Weigerung, seine Steuererklärungen zu veröffentlichen. Der Kandidat hat darauf beharrt, dass er „wieder einmal“ eine Steuerprüfung habe und erst nach deren Abschluss seine Steuererklärungen veröffentlichen könne. Seine politischen Gegner spekulierten, dass er etwas verheimlichen wolle. Ihr Verdacht lautete, er habe entweder nur wenige oder gar keine Einkommenssteuern gezahlt, oder er habe seinen eigenen „sehr, sehr großen“ Reichtum maßlos übertrieben.

Nach der Enthüllung rechtfertigten mehrere prominente Männer aus Trumps Gefolgschaft, sein Vorgehen. Rudolph Giuliani, der republikanische Exbürgermeister von New York, nannte Trump ein „absolutes Genie“ wegen seines Umgangs mit dem Steuerrecht. Auch Chris Chistie pries Trumps Fähigkeit, in seinem eigenen Interesse mit dem Steuerrecht zu jonglieren, als wäre es ein Qualifikation für das Weiße Haus.

Seit der ersten Fernsehdebatte mit Hillary Clinton Ende September befinden sich Trumps Umfrageergebnisse im freien Fall. Bei der Debatte war er schlecht vorbereitet, beleidigte übergewichtige Blogger und eine ehemalige Miss Universum, schniefte, als hätte er gekokst, und tappte in jede Falle, die Clinton ihm aufstellte. Unter anderem beklagte Trump bei der Debatte auch, dass die Flughäfen in den USA „Dritt-Welt-Standard“ hätten, worauf seine Gegnerin erwiderte, dass er dafür mitverantwortlich sei, weil er keine Steuern zahle. Jetzt scheinen ihr die Enthüllungen über Trumps Steuertricksereien recht zu geben. Dorothea Hahn