LeserInnenbriefe
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Asyl gewähren

betr.: „Deutschland, deine Helden“, „Jede Information ist ­hilfreich“, taz vom 8. 10. 16

Die Identität der drei Männer, die Jaber A. gefesselt an die Polizei übergaben, hält das LKA geheim, um deren Angehörige in Syrien nicht zu gefährden ... Das Bundesverdienstkreuz ist ebenso Blech wie das Gerede von „Helden“ bis „schärferen Sicherheitsgesetzen“. Gold wäre, ihnen und ihren Angehörigen in Deutschland Asyl zu gewähren. CHRISTOPH DÜRSCHLAG, Berlin

Braun und sehr lebendig

betr.: „Im Kern braun“, taz vom 11. 10. 16

Klaus Hillenbrand macht es sich leicht, die Taten der NS-Bürokraten mit deren Tode und einer Abbitte der jetzigen Regierung zu den Akten legen zu wollen. Die NS-Elite waren stramme Nazis, nicht nur Mitläufer und Abgreifer. Welche Leute wurden in der Bürokratie und Administration geduldet – doch nur Gleichgesinnte! Wer war bis in die 70er Jahre für die Ausbildung zuständig? Genau diese NS-Elite!

Der Korpsgeist durchströmt bis heute die Bürokratie und Administration der Bundesrepublik, die die Demokratie und Rechtsstaatlichkeit nur dann zuließ, wenn es ihnen zupasskam. Die Schlagzeile „Wer deckte Polizeispion Mark Kennedy“ in derselben Ausgabe zeigt sehr deutlich, dass genau dieser Korpsgeist es ist, der es für legitim hält, Verbrechen zu begehen, wenn es den eigenen Zielen nützt. Zivilisatorische Werte wie Rechtsstaatlichkeit werden dabei über den Haufen geworfen, sie behindern einen nur in der eigenen Machtentfaltung.

Nicht nur der Kern ist braun, viel mehr ist braun, und alles ist sehr lebendig. ARNE MATSCHINSKY, Hamburg

Studie bleibt folgenlos

betr.: „Die tiefbraune Akte Rosenburg“, taz vom 11. 10. 16

Überraschend sind nicht die Studienergebnisse, sondern dass sie heute diese Beachtung finden. Dabei ist längst bekannt, wie die NS-bewährten Rechtsgelehrten in der Nachkriegsära mithalfen, den Rechtsstaat, die Rechtspolitik erneut nach rechts zu rücken. Ich empfehle die Lektüre des Buchs von Ingo Müller: „Furchtbare Juristen“ aus dem Jahre 1989. Ja, 1989 !

Warum heute diese sogenannte Aufarbeitung? Ganz einfach: Die Akteure dieser Restauration sind fast alle nicht mehr am Leben. Die Studie bleibt also folgenlos. Darum erscheint sie nicht 1989, sondern heute! WOLFGANG RIETIG, Berlin

Großindustrie macht Reibach

betr.: „Mit blauer Plakette gegen Feinstaub“, taz vom 13. 10. 16

Die automobilindustrie dürfte derzeit „sehr stark unterwegs“ sein, um die spitzen der landesregierung in baden-württemberg von der blauen plakette zu überzeugen. jedenfalls liegt das deutlich in ihrem interesse.

ein zwei jahre alter diesel mit euro 5 soll also nicht mehr in innenstädte dürfen? da werden sich die landbewohner aber über sehr günstige gebrauchtwagenpreise freuen können. die halter beziehungsweise verkäufer werden praktisch enteignet, da hat die cdu ausnahmsweise mal recht. und daimler kann neu verkaufen, ohne schuld an einem von ihnen produzierten, aber bald nicht mehr nutzbaren „altartikel“ zu haben. außerdem gab es die grüne plakette ja schon gegen den feinstaub, was soll jetzt die blaue? hätte man damals schon konsequent gehandelt und vor allem nicht die schweren lkws außen vor gelassen, gäbe es weniger probleme. und überhaupt stuttgart: das größenwahnsinnige s 21 produziert ohnehin mehr feinstaub als sonst irgendwas in der kesselstadt. fakt ist: egal, welche der neoliberalen parteien cdu, spd, fdp, grüne, afd, abw man auch wählt: als kleiner bürger oder gewerbetreibender ist man in jedem fall der dumme, und den reibach macht wieder einmal die großindustrie.

MARCUS NEUERT, Minden

Was will sie wirklich?

betr.: „Gysis Erbin“, taz vom 10. 10. 16

Ja, sie ist bewundernswert, ja, sie ist widersprüchlich, was ich im Übrigen nicht schlimm finde. Eher hat sie da einen menschlichen Zug, den man sonst bei all ihrer Intellektualität vermisst. Weil sie einfach so perfekt , gut informiert, klug ist , Profil und Stil hat, was manchem anderen Politiker fehlt.

Nur , was will sie wirklich, gibt es eine handfeste, volksnahe ­Vision? Irgendwie produziert sie einige Fragezeichen, so, als könnte man sie nicht richtig fassen. Ein Übersetzer, Ergänzer an ihrer Seite wäre schon notwendig. ILONA HORN, Marburg