Vattenfall-Dossier über Krümmel-Gegnerinnen

FEINDBEOBACHTUNG Bei Vattenfall wurden Dossiers über zwei Gegnerinnen des AKW Krümmel angelegt

Eine Vattenfall-Mitarbeiterin hat ein Dossier über zwei Gegnerinnen des Atomkraftwerks Krümmel angelegt: Die Grüne Gemeinderätin Bettina Boll aus Lauenburg und die Lüneburger SPD-Kreistagsabgeordnete Sabine Brosowski. Eine Konzern-Sprecherin distanzierte sich: Es sei die „persönliche Einschätzung einer Person“ gewesen, die „keinen Auftrag“ gehabt habe.

Das eine Seite umfassende Papier war auf mysteriöse Weise im Briefkasten von Boll aufgetaucht – in einem Brief ohne Absender. Zunächst unschlüssig wie sie damit verfahren solle, konfrontierte sie den Konzern gemeinsam mit Brosowski etwa einen Monat nach Eingang des Schreibens am 10. November mit dem Dossier. Während eine Konzern-Sprecherin laut Brosowksi „völlig überrascht“ reagierte, habe sie beim Chef der Atomsparte, Ernst Michael Züfle, das Gefühl gehabt, dass er „davon Bescheid wusste“.

Das Dossier, welches der taz vorliegt, enthält Fotos beider Politikerinnen sowie öffentlich zugängliche Informationen über ihre Motivation, sich gegen Krümmel einzusetzen. Sauer aufgestoßen war der Verfasserin offenbar, dass sich Böll zu einem Treffen zwischen Vattenfall und Lokalpolitikern selbst angemeldet hatte. Da die Grünen-Politikerin jedoch in den Gemeinderat eingezogen war, sei sie „nicht ausladbar“. Die SPD-Politikerin Brosowski, die auch Sprecherin der Bürgerinitiative gegen Leukämie in der Elbmarsch ist, bezeichnete die Entstehung des Dossiers als „befremdlich“, insbesondere da sie als Gast eingeladen worden war. MANUEL BOGNER

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