St. Hedwigs-Kathedrale wird umgebaut

Kulturdenkmal Berlins ältestes katholisches Gotteshaus soll grundlegend saniert werden. Geschätzte Gesamtkosten von rund 60 Millionen Euro. Kritiker warnen vor zu drastischen Eingriffen

Sie ist Berlins ältestes und wohl bekanntestes katholisches Gotteshaus: Die St.-Hedwigs-Kathedrale wurde am 1. November 1773 geweiht. Sie war die erste katholische Kirche, die in Berlin nach der Reformation gebaut werden durfte. Modell für die Kathedrale stand das Pantheon in Rom. Im Zweiten Weltkrieg brannte die Kuppel aus, das Gebäude wurde bis auf die Grundmauern zerstört. Ab 1952 wurde die Kathedrale wiederaufgebaut, Architekt Hans Schwippert gestaltete den Innenraum 1960–63 im nüchternen Stil der damaligen Zeit. (epd)

Die St.-Hedwigs-Kathedrale soll grundlegend saniert und umgebaut werden. In einem am Dienstag in Berlin verlesenen Hirtenbrief begründete Erzbischof Heiner Koch die auf rund 43 Millionen Euro geschätzten Baumaßnahmen mit den zu erwartenden größeren Gestaltungsmöglichkeiten für Gottesdienste in der katholischen Bischofskirche. Zudem gebe es einen erheblichen Sanierungsstau unter anderem bei Haustechnik und Wärmedämmung, hieß es.

Kernpunkt der Umbaupläne ist die Schließung der Mitteltreppe hin zur Unterkirche. Diese breite Mitteltreppe teilt seit Jahrzehnten die Gottesdienstgemeinde räumlich in zwei Teile und hält sie auf Distanz zu den Priestern.

Der Entscheidung Kochs waren jahrelange Diskussionen vorausgegangen. Bereits seine Vorgänger im Amt, Georg Sterzinsky und Rainer Maria Woelki, beschäftigte die notwendige Sanierung von Berlins ältester katholischer Kirche. Die jetzigen Pläne beruhen auf dem Siegerentwurf eines Architekturwettbewerbs aus dem Jahr 2014 des Büros Sichau und Walter.

Koch stützt sich in seiner Entscheidung für eine Neugestaltung des Innenraums vor allem auf die zustimmenden Voten mehrerer kirchlicher Gremien wie den Diözesanrat, den Pastoralrat und die Liturgie-Kommission. Kritiker monieren unter anderem die hohen Kosten eines Totalumbaus der Kirche.

Kritische Stimmen

Nach kriegsbedingter Zerstörung der Kirche entstand der heutige Innenraum nach Plänen des Architekten Hans Schwippert zwischen 1960 und 1963. Protest gegen einen Umbau des Innenraums kommt etwa von der Initiative „Freunde der St.- Hedwigs-Kathedrale“, die Koch vorwirft, ein „einzigartiges Kulturdenkmal auszulöschen“.

17 Millionen veranschlagt

Zusammen mit der Hedwigskathedrale soll auch das benachbarte Bernhard-Lichtenberg-Haus mit den Gemeinderäumen und dem Dienstsitz des Erzbischofs umgebaut werden. Geplant sind mehr Bildungs- und karitative Angebote. Dabei gehen die Pläne des Erzbistum von einer Sanierung des Altbaus des Lichtenberg-Hauses sowie einem Abriss des Neubauteils mit anschließendem Neubau aus. Die Kosten werden mit rund 17 Millionen Euro veranschlagt.

Die geschätzten Gesamtkosten von rund 60 Millionen Euro sollen zu je einem Drittel vom Erzbistum, von der katholischen Bischofskonferenz und anderen Bistümern sowie durch Spenden und Fördergelder von Bund und Land gedeckt werden. (epd)