Der Kandidat der Kahlkopfpartei gewinnt

Haiti Haiti hat es geschafft, schon im ersten Wahlgang einen Präsidenten zu wählen: Jovenel Moïse

BERLIN taz | Bei den haitianischen Präsidentschaftswahlen vom 20. November hat sich überraschend schon im ersten Wahlgang der Kandidat der Kahlkopfpartei (Parti Haïtien Tèt Kale, PHTK), Jovenel Moïse, durchgesetzt. Der 48-jährige Agrarunternehmer erzielte 55,67 Prozent der abgegebenen Stimmen. Allerdings haben sich nur 1,07 der insgesamt rund sechs Millionen Haitianerinnen und Haitianer an der Wahl beteiligt. Für den zweitplatzierten Jude Célestin (19,5 Prozent) von der Alternativen Liga für den haitianischen Fortschritt und die Emanzipation stimmte noch nicht einmal jeder Fünfte. Die Anhänger der Kahlkopfpartei feierten nach der Verkündung des Ergebnisses ausgelassen auf den Straßen in der Innenstadt von Port-au-Prince, während Parteigänger der Lavalas-Bewegung in einigen ärmeren Stadtvierteln brennende Straßenbarrikaden errichteten. Sie hatten zuvor ihre Kandidatin, Maryse Narchisse, als die Gewinnerin gewähnt. Die Juristin erreichte jedoch mit knapp neun Prozent nur Platz vier. Die Lavalas-Anhänger haben weitere Proteste angekündigt. „Wir werden niemals Jovenel akzeptieren“, skandierten sie bereits in der Nacht zu Dienstag während ihrer Proteste.

Sein erster Sieg vor einem Jahr war dem wegen seiner Plantagen kreolisch „Nèg Bannann“, „Bananaman“, genannten Moïse aberkannt worden. Die Wahl sei massiv manipuliert gewesen, urteilte der Wahlrat nach einer Neuauszählung und annullierte die Abstimmung. Verantwortlich dafür wurden Mitglieder der Kahlkopfpartei gemacht.

Jovenel Moïse ist ein enger Vertrauter des ehemaligen Staatspräsidenten und Musikers Michel Martelly. Er wird, so vermuten politische Beobachter, die neoliberale Politik seines Vorgängers fortführen, der dem verstorbenen Exdiktator Duvalier nahestand. Jovenel Moïses Wahlkampf wurde finanziell massiv von den haitianischen Unternehmerverbänden unterstützt sowie von der spanischen PR-Agentur OstosSola organisiert, die bereits den Wahlkampf seines Förderers Martelly gemanagt hatte.

Moïse ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Der Selfmade-Unternehmer, der mit einem Autohandel sein erstes Geld verdient haben soll, ist inzwischen zu einem erfolgreichen Exporteur von Bananen aufgestiegen. Der ehemalige Präsident der Handelskammer im Norden von Haiti will als einen Schwerpunkt seiner Agrarpolitik den Anbau von Biobananen als „Wirtschaftsmotor“ und den Ökotourismus im ärmsten Land Lateinamerikas fördern.

Hans-Ulrich Dillmann