Kommentar Atommüll-Gesetz: Frechheit der Konzerne siegt

Beim Atommüll hält die Regierung weiter ihre schützende Hand über die Konzerne. Dabei wären sie es, die handeln müssten.

Ein Radlader und Fässer mit Atommüll

Atommüll in der Asse (undatierte Aufnahme) Foto: dpa

Mit der Einigung auf das Gesetz, das den künftigen Umgang mit dem Atommüll regelt, kommt die Politik den Konzernen weit entgegen – zu weit.

Zwar ist es im Grundsatz nachvollziehbar, das Geld für die Endlagerung plus Sicherheitszuschlag lieber jetzt zumindest teilweise zu sichern, als später nach einer möglichen Insolvenz der AKW-Betreiber gar nichts mehr zu bekommen.

Doch der Staat bietet den Unternehmen bei diesem Deal viel: Indem die Steuerzahler das Risiko für künftige Kostensteigerungen bei der Atommülllagerung übernehmen, bekommen die Konzerne finanzielle Sicherheit, auf die sie dringend angewiesen sind.

Es wäre das Mindeste, dass sie im Gegenzug sämtliche Klagen gegen die Bundesregierung zurückziehen. Doch dazu sind sie nicht bereit. Gestoppt wurden nur jene Verfahren, bei denen es um wenig Geld geht. Die beiden potenziell teuren Prozesse – die Verfassungsklage gegen die Brennelementesteuer und Vattenfalls Verfahren gegen den Atomausstieg vor einem Schiedsgericht – laufen weiter. Und diese Frechheit nimmt die Politik einfach hin.

Es bleibt nun bei einem unverbindlichen Wunsch, den die Bundesregierung leicht ignorieren kann – und vermutlich auch wird

Zwar beteuern Union, SPD und Grüne, dass in den weiteren Verhandlungen zwischen Regierung und den Konzernen ein Ende dieser Klagen erreicht werden soll. Doch wenn den Parteien wirklich daran gelegen wäre, dann hätten sie die Klagerücknahme zur Bedingung für die Verabschiedung des Gesetzes machen müssen.

Stattdessen bleibt es nun bei einem unverbindlichen Wunsch, den die Bundesregierung leicht ignorieren kann – und vermutlich auch wird. Denn dieselbe Regierung, die die Konzerne nun zur Rücknahme der Klage gegen die Brennelementesteuer bewegen soll, stellt diese Steuer zum Jahresende ohne jeden sachlichen Grund ein und verzichtet damit auf Milliardeneinnahmen. Trotz aller Einigkeit über den Atomausstieg halten Teile der Koalition weiter ihre schützende Hand über die Konzerne.

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Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.

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