Von Profis keine Spur

Vorstands-Dämmerung

Der VfL Wolfsburg und der HSV Fußball haben binnen einer Woche ihren Geschäftsführer beziehungsweise ihren Vorstandsvorsitzenden vor die Tür gesetzt. Beide sind verdiente Ex-Kicker, sonst haben die Geschichten zunächst wenig gemeinsam.

Klaus Allofs ist das, was man früher einen Selfmade-Man nannte. Er hat sich durch Learning by doing bei Werder Bremen zum Manager bei Wolfsburg hochgearbeitet. Er führte die Wolfsburger nicht nur zwischenzeitlich in die Champions League, sondern bescherte dem Verein auch den höchsten Transfererlös der Bundesliga-Geschichte – über 70 Millionen Euro für Kevin De Bruyne von Machester City. In 17 Dienstjahren entließ er als Manager einen Trainer (Dieter Hecking) und er kann verheerende Situationen rhetorisch gut aussehen lassen. Außer dem Aufsichtsrat soll ihn auch die Mannschaft zuletzt nicht mehr so gemocht haben. Sportlich bleiben ihm seine erfolgreichen Galopppferde.

Ex-HSV-Vorstandsvorsitzender Dietmar Beiersdorf hat sich mit BWL-Studium und Job als Unternehmensberater früh auf eine Karriere im Sportbusiness vorbereitet und erwarb sich durch geschäftliches Geschick den Spitznamen Dukaten-Didi. Ging in die Fremde (Red Bull und St. Petersburg), wurde in Hamburg als Heilsbringer empfangen, entließ in 30 Monaten vier Trainer und erreichte allein im Sommer ein Transferdefizit von mehr als 30 Millionen Euro. Er spricht leise, besonnen und vor allem nicht gern. Die Mannschaft soll ihn weiter heiß und innig lieben. Sportlich bleibt ihm bis (mindestens) Jahresende der Posten als Sportdirektor, auf den er sich vor ein paar Monaten selbst gesetzt hat.

Eines haben die beiden dann aber doch gemeinsam: die Art ihres Rauswurfs und der Suche nach einer Nachfolgelösung durch die Aufsichtsräte, in denen die Geldgeber angeblich pure Business-Kompetenz entsendet haben, schüren erhebliche Zweifel an der angeblichen Professionalität des Fußballs jenseits des Platzes. RLO