LeserInnenbriefe
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Gabriel auf den Mond schießen

betr.: „EEG. Vor dem Sturm in der Branche“, taz vom 5. 12. 16

Die Wachstumsraten bei Erneuerbare-Energien-Anlagen sind „rasant“? Beispiel Photovoltaik: Zubau 2012 noch 7,6 Gigawatt. 2015: 1,5 Gigawatt. Benötigt würden in Deutschland jährlich mindestens 15 Gigawatt, wenn die Klimaziele der Pariser Klimakonferenz vom Dezember 2015 denn eingehalten werden sollen. Und in dieser Situation faselt Sigmar Gabriel etwas von „Welpenschutz“ und legt den weiteren, massiv gedeckelten EE-Ausbau in die Hände der Großkonzerne, die diesen Ausbau bisher bekämpft haben und die erst mal ihre Fossilkraftwerke amortisieren wollen.

Ginge es nur um die Konkurrenz zwischen fossil-atomaren Dinosauriertechnologien und smarter Zukunftstechnik, dann könnte man seufzen: Gabriel ist nun mal Genosse der Bosse; schade! Aber es geht, verdammt noch mal, darum, ob unsere Enkel noch einen bewohnbaren Planeten vorfinden! Gabriel weiß das, in Wahrheit beschließt er, für die Biosphäre sei die Zeit des Welpenschutzes vorbei. Liebe SPD-Mitglieder: Bitte schießt diesen Mann zum Mond! RÜDIGER HAUDE, Aachen

Angst vor Trump-Wählern

betr.: „Big Data. Die waren es!“, taz vom 6. 12. 16

Vor wem muss man mehr Angst haben: vor Trump, vor Firmen wie Cambridge Analytica oder vor den Wählern? Trump hat unverhohlen öffentlich sich als rassistischer Führer angepriesen und Kernaussagen deutlich ausgesprochen. Insofern würden wir es uns zu einfach machen, den Ausgang der Wahl als Ergebnis von manipulativen datengestützten Werbekampagnen zu verzeichnen. Würde es anders sein, würden die Wähler Opfer von Täuschung sein; dem ist leider nicht so. So habe ich mehr Angst vor den Menschen, die Trump zu dem verholfen haben, was er nun sein kann: ein Machthaber mit vielen gefährlichen Vorstellungen und wenig Verstand. Und Firmen wie Cambridge Analytica sollten wir es nicht zu durchschaubar machen. Ich werde gleich mal nach der neusten Fußball-Bundesliga-Tabelle googeln und die Kosmetikfirma MAC liken. BOIE PETERS, Menden

Linke macht besseren Eindruck

betr.: „Gärtnern statt Wellnesshotel“, taz vom 6. 12. 16

Barbara Dribbusch betrachtet den von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles gemachten Vorschlag einer Solidarrente als „interessant“, unter anderem, weil damit ein Einkommensabstand zu Leuten geschaffen werde, die keine oder nur sehr geringe Beiträge ins System einbezahlt haben. Doch für 35 bis 40 Jahre sozialversicherungspflichtige Arbeit – womöglich in Vollzeit – gerade mal 10 Prozent mehr Geld im Vergleich zu einem Grundsicherungsbezieher zu erhalten, der nie gearbeitet und im Gegensatz zu einem Solidarrentner weitere geldwerte Vorteile hat, wie beispielsweise die Befreiung vom Rundfunkbeitrag, Zuzahlungsermäßigungen in der gesetzlichen Krankenversicherung? Da macht das Mindestrentenkonzept der Linken auf mich einen deutlich besseren Eindruck. ELGIN FISCHBACH, Leimen

Hin- und Hergeschiebe

betr.: „Gärtnern statt Wellnesshotel“, taz vom 6. 12. 16

Der Artikel ist ein exemplarisches Beispiel für Alternativlos-Journalismus. Nicht ein Mal geht die Autorin auf die ökonomischen Hintergründe ein. Dass trotz des in den letzten Jahrzehnten erheblich gestiegenen Reichtums die Einkommen der Masse der Beschäftigten einen Einkommensrückgang erleiden müssen und gleichzeitig eine dauerhaft hohe Arbeitslosigkeit herrscht, bleibt gänzlich unbeachtet. Steigende Einkommen würden steigende Beiträge für die Rentenversicherung bedeuten und geringere Arbeitslosigkeit ebenso. Die Autorin nimmt dies aber als gegeben hin und schlägt lieber vor, mal unter den Rentnern zu verschieben. Dass den Profiteuren dieser Einkommenentwicklung ins Portemonnaie gegriffen werden sollte, wird erst gar nicht in Erwägung gezogen. WILLI KLOPOTTEK, Oberfeulen, Luxemburg

Hinweis auf Hans-Moser-Lied

betr.: „Die andere Hälfte des Landes“, taz vom 6. 12. 16

Liebe Philomena Buchhas, Sie haben Norbert Hofer gewählt, weil er jeden Sonntag in die Kirche geht und weil Sie sein Wahlplakat beeindruckt hat, wo er seine frömmelnde Haltung mit „So wahr mir Gott helfe“ unterstreicht. Da kann ich nur auf das wunderbare Hans-Moser-Lied hinweisen, das Ihnen als Wienerin bestens bekannt sein dürfte: „Wann der Herrgott net will, nutzt es gar nix, / Sei net bös, net nervös, sag, es war nix.“

URSULA NEUHAUSER, Hamburg