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Kostprobe –Gesundheit –

Akademisches Gemüse

Essen Laut Peta hat Osnabrücks Uni eine der vegan-freundlichsten Mensen des Landes – auch, weil sie ihre KöchInnen einschlägig schult

Foto: Tomatenfoto: Pixabay/CCO

aus Osnabrück Vanessa Reiber

Zwei weiße Schälchen und eine grüne, gefüllt mit Beilagen – wenn man sie geschickt auf dem großen Tablett anordnet, sieht das Mahl nicht mehr ganz so karg aus. Ein wenig enttäuscht setze ich mich an einen Tisch in der Osnabrücker Mensa Schlossgarten: Die laut Tierrechtsorganisation Peta „vegan-freundlichste Mensa 2016“ hat an diesem Samstag ein eher überschaubares tierproduktfreies Angebot. Es besteht aus einem Tages- und einem Glasnudelsalat, Pommes sowie Curryreis.

Der Blick auf den Speiseplan verrät aber, dass Samstag kein guter Tag zum Testen ist und die Mensa in der Woche viel mehr rein pflanzliche Optionen anbietet. Gerichte wie Wok-Gemüse-Reis mit Mungobohnensprossen und Cashewkernen, ein Schnittbohneneintopf oder Reispuffer mit Dattelratatouille belegen, dass Peta sich nicht getäuscht hat. Bereits zum dritten Mal hatte die Organisation die 58 deutschen Studentenwerke zu einer Umfrage zum veganen Angebot aufgerufen. „Mit 33 Teilnehmern hatten wir so viele wie noch nie“, sagt Felicitas Kitali, Petas Ernährungsreferentin. Bis zu drei Sterne erhielten die Mensen für ihr Angebot. „Neben dem Umfang wurde auch beachtet, wie das Studentenwerk darauf aufmerksam macht“, so Kitali.

Außer Osnabrück erhielt in Norddeutschland nur Oldenburg die Bestnote. Allerdings hatten sich die Studentenwerke von Bremen und Hamburg nicht beteiligt. Solche Umfragen stünden „nicht so im Fokus“, so die Auskunft von dort. Dabei bieten deren Mensen täglich vegane Gerichte an.

Anders als in Schleswig-Holstein. Das hat auch nicht am Wettbewerb teilgenommen – hätte dabei aber auch nur wenig zu melden gehabt: In der Kieler Mensa 1, der größten des Landes, gibt es an drei von fünf Wochentagen tierfreie Speisen. An der FH in Heide nur ein- bis zweimal wöchentlich – und in Wedel fehlt die Option ganz. „Wir sind sehr offen, was das vegane Angebot betrifft“, sagt Torsten Schmidt, Leiter der schleswig-holsteinischen Hochschul-Gastronomie. „Wir richten uns aber vor allem nach der Nachfrage.“ Ernährungserziehung zählt er nicht zu seinen Aufgaben.

Kitali schon: „Es herrschen viele Vorurteile in Bezug auf die vegane Ernährung“, sagt die Ernährungswissenschaftlerin. „Gerade Mensen könnten da zur Aufklärung beitragen, zum Beispiel durch Verköstigungen.“ Dann steige auch die Nachfrage. Das deckt sich mit den Osnabrücker Erfahrungen: „Die Frage nach veganen Angeboten ist häufig, die Inanspruchnahme des Angebotes selbst allerdings noch gering“, sagt Annelen Trost, Leiterin der dortigen Hochschulgastronomie. Das sei aber auch bei der Ausweitung des vegetarischen und des Bio-Angebots zunächst so gewesen. „Im Laufe der Jahre sind die Besteller geworden“, so Trost. Sie gehe davon aus, dass auch die Inanspruchnahme veganer Speisen steigen wird. Auch weil man „hoch motivierte KöchInnen“ habe, „die sich für das Thema sehr interessieren und engagiert experimentieren“. Dass die Osnabrücker KöchInnen ihr Handwerk verstehen, zeigen immerhin zwei der drei probierten Beilagen: Der Tagessalat schmeckt frisch, der Glasnudelsalat überzeugt durch ein raffiniertes Dressing mit Erdnussöl. Der gelbe Curry-Reis ist allerdings fad. Daran hätten aber auch Fleischwürfel oder eine Käsekruste wohl nichts ändern können.

Studentenwerke, die ihr Personal im veganen Kochen schulen, bekommen laut Kitali eine bessere Bewertung von Peta. So auch in Osnabrück: Schon vor der Auszeichnung als vegan-freundlichste Mensa hätten KöchInnen in Osnabrück arbeiten wollen, weil sie dort eine Weiterbildung in Sachen fleisch- und tierproduktfreier Kochkunst erhalten, erzählt Trost. „Es ist bedauerlich, dass in der heutigen Ausbildung zum Koch das Themenfeld noch nicht fest verankert ist“, sagt sie. Alles spricht dafür, dass vegan ein globaler Megatrend ist: Eine Ausbildungsordnung, die den verschläft, ist definitiv mangelhaft.