Bürgervertreterin über Atommüll: „Ich muss das Endlager nicht suchen“

Ein neues Gremium begleitet die Suche nach einem Endlager für Atommüll. Jorina Suckow erzählt, wie sie zufällig Mitglied wurde.

Ein Radlader kippt Atommüllfässer in eine Kammer

Deutschland, bekannt für seine Gründlichkeit: Ein Radlader kippt in der Asse Atommüllfässer in eine Kammer (undatierte Aufnahme) Foto: dpa

taz: Frau Suckow, Sie sind eine von drei „BürgervertreterInnen“ im Nationalen Begleitgremium für die Endlagersuche. Wie ist es dazu gekommen?

Jorina Suckow: Das war purer Zufall. Fast 70.000 Bürger wurden am Telefon gefragt, ob sie sich für die Endlagersuche interessieren. Als ich auf dem Handy angerufen wurde, dachte ich erst, das sei ein Scherz. Nachdem mir Infomaterial per Mail zugesandt wurde, bin ich dann zu einem Forum gefahren, wo wir ausführlich über den Prozess der Standortauswahl informiert wurden. Nach einiger Überlegung habe ich mich aufstellen lassen und bin von den anderen Teilnehmer/innen gewählt worden. Und jetzt habe ich diese total spannende Aufgabe.

Worin besteht die genau?

Wir sollen die Endlagersuche unabhängig begleiten. Es geht darum, Transparenz zu schaffen, das Gemeinwohlinteresse im Blick zu haben und zu kontrollieren, dass der Prozess ergebnisoffen und wissenschaftsbasiert abläuft. Eine wichtige Aufgabe ist die Vermittlung zwischen Gesetzgeber und Öffentlichkeit. Die Bürger/innen-Anhörung zum Standortauswahlgesetz am Samstag ist unser erster Schritt. In runden Tischen mit verschiedenen Themenbereichen sollen Bürger/innen ihr Feedback zum Änderungsvorschlag der Bundesregierung geben. Wir geben die Ergebnisse dann unbewertet an das Parlament weiter.

23, studiert in Hamburg Jura. Im November wurde sie ins Nationale Begleitgremium für die Endlagersuche gewählt.

Was möchten Sie in den drei Jahren ihrer Amtszeit leisten?

So ganz klar ist mir meine Rolle noch nicht, um ehrlich zu sein. Das Gremium ist gerade noch in der Findungsphase. Ich werde mich dafür einsetzen, dass wir die Öffentlichkeit auf verständliche Weise informieren, mit vielen Bildern und Videos. Als Vertreterin der jungen Generation werde ich insbesondere darauf achten, dass alle jungen Bürger den Prozess nachvollziehen können, auch ohne Vorwissen.

Das Gesetz: Der Bundestag hat 2013 mit breiter Mehrheit das „Standortauswahlgesetz“ beschlossen. Die Suche nach einem Endlager beginnt damit von vorn.

Das Gremium: Begleitet wird der von einer neuen Behörde gesteuerte Suchprozess vom „Nationalen Begleitgremium“. Es hat neun Mitglieder: sechs Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, darunter Ex-Unep-Chef Klaus Töpfer, und drei Bürger/innen. Eine Geschäftsstelle mit Sitz in Berlin unterstützt das Gremium.

Die Anhörung: An diesem Samstag diskutiert das Begleitgremium mit Bürger/innen über das Gesetz. Anmeldung unter www.nationales-begleitgre­mium.de

Was verändert sich durch das Amt in ihrem Leben?

Die Aufgabe nimmt schon eine Menge Zeit in Anspruch. Ich stecke gerade im Examen und bin täglich mindestens eine halbe Stunde mit Angelegenheiten des Gremiums beschäftigt. Die Gutachten von 180 Seiten, die ich zur Vorbereitung der Anhörung durchsehe, lesen sich auch nicht gerade wie ein Roman. Zumal ich ein Neuling auf dem Gebiet der Endlagersuche bin.

Glauben Sie, dass sich ein sicheres Endlager finden wird?

Ich muss erst mal klarstellen: Ich muss das Endlager nicht suchen. Aber ich stehe hinter dem Prozess. Der Atommüll ist da und er muss bestmöglich gelagert werden. Mich beschäftigt, wie ein Endlager über so lange Zeit sicher sein kann. Da bin ich schon sehr gespannt auf die Einschätzungen der Fachleute.

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