Die Wahrheit: Vom kleinen Mann

Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit. Heute darf sich die Leserschaft an einem Poem über einen Durchschnittsmenschen erfreuen.

Illustration: Rattelschneck

Am Abend sitzt der kleine Mann im Zimmer.

Er weiß nicht recht, wohin, und nicht, wozu.

Er findet keinen Frieden, keine Ruh.

Drum geht er in die Kneipe, so wie immer.

Hier lässt er sich vom süßen Leben locken.

Die Kneipe ist das Nest des kleinen Mannes.

Hier denkt er: Ich will fliegen, und ich kann es!

Hier weiß er mächtig sich und unerschrocken.

Hier kann er sich in ganzer Größe spüren

und darf vorm Fernseh bei der Champions League

ein Teil sein von dem Kleine-Männer-Krieg

und laut sein Team ins Halbfinale führen.

Hier ist des kleinen Mannes Reservat.

Hier in der Kneipe zählt, was er erzählt.

Hier fühlt er sich von jedem Bier erwählt.

Hier gibt er ungefragt gern manchen guten Rat.

Hier plappert er ganz froh, hält große Reden.

Hier schwadroniert er Wunder was herbei.

Hier hat er Ruhe vor der Riesen Barbarei.

Hier ist des kleinen Mannes Garten Eden.

Nach sieben Bier erstrahlt er dann in Glimmer.

Er zahlt und lächelt, nickt und geht nach Haus.

Für heute sind die Abenteuer aus.

Dann sitzt der kleine Mann wieder im Zimmer.

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kari

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