Svenja Bergt über Gebühren für die Bargeldabhebung
: Der Schmerz des Wechselns

Die Institute kennen ihre Kunden und deren Faulheit. Und sie kalkulieren damit

Sollte in den entscheidenden Sitzungen, in denen einige Sparkassen beschlossen, nun auch Gebühren für die Bargeldabhebung an den eigenen Automaten einzuführen, jemand eingewandt haben: Laufen uns dann nicht die Kunden in Scharen weg? – dann wären die Erfahrenen unter den Anwesenden wohl in lautes Lachen ausgebrochen. Kunden, die die Bank wechseln? So etwas gibt es doch gar nicht.

Na ja, zumindest selten. Doch wenn man sich ansieht, wie schnell ein Kontowechsel heutzutage geht – seit mehr als einem halben Jahr müssen Banken beim Wechsel helfen, sie haften dann auch für Fehler bei der Datenübertragung – , dann ist die Wechselträgheit nicht nur unverständlich. Sondern auch eine Steilvorlage für die Banken. Denn die kennen ihre Kunden und deren Faulheit. Und sie kalkulieren damit. Niedrigzinsbedingte Gebühren, erst für Papier-Überweisungen, dann für die Kontoführung, dann für per SMS geschickte TANs, appetitlich serviert, in so kleinen Häppchen, dass der Schmerz eines Wechsels größer erscheint, als der Schmerz durch die neue Gebühr.

Der Witz ist: Wenn, in einer ländlichen Gegend die letzte Filiale längst geschlossen, die letzte Mitarbeiterin in die nächste Kreisstadt versetzt, der Sparkassenautomat die einzige Möglichkeit ist, vor Ort an Bargeld zu kommen und wenn die Sparkasse für das Abheben von ihren eigenen Kunden Gebühren verlangt – welchen Mehrwert gibt es dann noch für Kunden? Und wer hält es eigentlich für Zufall, dass, laut einer Recherche des Finanzportals Biallo, Sparkassen und Genossenschaftsbanken die Zusatzgebühren vor allem an ländlichen Standorten verlangen?

Verschwörungstheoretisch ließe sich hier ein Plan der Institute wittern, die Bargeldnutzung unattraktiv zu machen. Wahrscheinlicher ist etwas viel Profaneres: Sie wollen einfach nur ihre Bilanzen aufbessern, und das möglichst bequem. Machen wir es ihnen nicht einfacher als nötig.

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