Klare Kante zeigen

Mut Stammtischkämfer*innen auf dem taz.lab

Gerade hat das Bündnis „Aufstehen gegen Rassismus“ ihr einjähriges Jubiläum gefeiert: Bereits Ende 2015 haben sich verschiedene Ini­tiativen und Kampagnen der Jusos, Grünen, Linken, DGB und Verdi zusammengefunden, weil sie sich in Anbetracht von Pegida, AfD und dem Erstarken anderer rechten Strömungen einig waren, dass sich die rote Linie ganz grundsätzlich verschoben hat.

„Es gab zwar immer Rassismus, aber es war klar, dass gewisse Aussagen eine Grenze überschreiten und – bei aller Meinungsvielfalt, die wir haben – den gesamtgesellschaftlichen Konsens verlassen“, erklärt Anna Müller von der Initiative Stammtischkämpfer*innen und Mitglied der Jusos Berlin, die zusammen mit einer Kollegin das ausschließlich über Spenden finanzierte Bündnis koordiniert. Sie verbinden bestehende Initiativen bundesweit, organisieren Seminare und bilden sogenannte Teamer*innen aus, die diese durchführen.

Das Bündnis gegen rechts kämpft zum Beispiel mit praktisch orientierten Seminaren der Stammtischkämpfer*innen gegen die sprachlosen Momente, die entstehen, wenn rassistische Kommentare im Lift oder auf Familienfeiern mit dem Satz enden: „Das darf man ja wohl noch sagen.“

Die Seminare geben denen, die nicht sprachlos bleiben wollen, rhetorisches Handwerkszeug und Mut, um in solchen Situationen reagieren zu können. Was die Teamer*innen immer zuerst raten: den Mund aufmachen. „Klare Kante gegen rassistische Aussagen zeigen und gleichzeitig den Leuten durchaus mit Verständnis begegnen“, sagt Anna Müller, „zu sagen: Ich verstehe, dass du dir Sorgen um die Rente machst. Aber auch klar machen, dass das nichts mit den Geflüchteten zu tun hat. Alles auf die Geflüchteten abzuwälzen ist rassistisch. Und hinter vielen rassistischen Aussagen stecken sozialer Neid und soziale Angst.“ Gina Bucher

Auf dem taz.lab zeigen die Stammtischkämpfer*innen ganz konkret in einem Workshop, wie man Schrecksekunden im Lift zukünftig auch begegnen kann: um 16.45 Uhr im taz Café