Das Medienhaus an der Rudi-Dutschke-Straße | Global. Solidarisch. Penibel.

Boulevard der Besten
:

Foto: taz

BernhardBrugger

Dass die taz 1979 ihren Betrieb in Berlin aufnahm, war eigentlich nicht geplant, ihre wichtigste Keimzelle war der „Informationsdienst für unterbliebene Nachrichten“ (ID) in Frankfurt/Main, und dort sollte auch die Redaktion angesiedelt werden. Bis sich herausstellte: Das vorhandene Geld reicht nicht, ein halbwegs stabiler Betrieb ist nur auf der Insel Westberlin mit ihren besonderen Steuervergünstigungen zu realisieren.

Steuerfragen spielten also schon bei der taz-Gründung eine wichtige Rolle, und so lässt sich die Bedeutung ermessen, die dem Steuermann zukommt, der den anfangs kaum seetauglichen Piratenkutter taz durch die Klippen des Zahlenwesens und die ständig drohenden Untiefen des Konkurses lotste. Dieser Steuermann war Bernhard Brugger, der heute, am29. April, 65 Jahre alt wird und den taz-Dampfer auf der Brücke des Bilanz- und Steuerwesens noch immer betreut.

„Wenn er kommt,werden die Zahlen besser“

„Hauptamtlich“ betreibt er als Steuerberater ein Büro in Friedrichshafen, doch wenn Mütterchen taz ruft, weil Bilanzen, Steuererklärungen oder auch Genossenschaftsprüfungen zu erledigen sind, geht er nach wie vor vor Ort ans Werk. Als wir zum 10. Geburtstag der taz eine Chronik erstellten, war er es, der all die internen Protokolle aus dem Innenleben des taz-Kollektivs dokumentierte.

„Wenn Bernhard kommt, werden die Zahlen besser“, frohlocken die Geschäftsführer, wenn ihnen rötliche Prognosen der internen Buchhaltungsabteilung Sorgenfalten verschafft haben – die dann dank der stets legalen Steuertricks des Zahlenmagiers Brugger oft wieder aufhellen.

Nur einmal kam der Staatsanwalt ins Spiel – als Drohung einiger Redakteure, die bei der Kampfabstimmung um die Gründung der taz-Genossenschaft 1991 unterlegen waren und Geschäftsführung und Steuerberater wegen Konkursverschleppung anzeigen wollten.

Dass dieser Racheakt unterblieb – und auch erfolglos geblieben wäre –, verdankte sich nicht zuletzt der Arbeit des Steuerberaters, der die finanziell stets gebeutelte tageszeitung mit Konkursvermeidung durch die Anfangsjahre rettete und in den folgenden 25 Jahren dafür sorgte, das daraus eine solide mittelständische Genossenschaft mit 250 Mitarbeitenden und 16.500 GenossInnen werden konnte.

Sie alle haben heute guten Grund, dem Steuermann des Steuerwesens der taz sehr herzlich zu gratulieren. Mathias Bröckers