MUSIK

MusikPhilipp Rhensiushört auf denSound der Stadt

Tension and Release. Das ist nicht nur eine schöne Metapher für das Leben selbst, sondern auch das zentrale Prinzip des Jazz. Mit der Balance zwischen diesen Polen steht und fällt jedes Konzert. Vermutlich auch das des am Donnerstag und Freitag performenden Trios: Der Saxophonist Pierre Borel,Bassist Antonio Borghini und der Star-Schlagzeuger Christian Lillinger,dessen hyperaktiver, zwischen Highspeed-Trommeln und sensiblem Felle-Streicheln changierender Drum-Stil sogar die arrivierte Feuilleton-Szene von 3Sat bis Zeit verzückt. Ob „Schnell“, so der Konzerttitel, so klingt, wie der Name verspricht, lässt sich in Berlins besten wie unscheinbarsten Jazzclub Sowieso nachhören (Weisestr. 24, 25.–26. 5., jeweils 20.30 Uhr).

Weniger auf musikalisches Powerplay als auf audiovisuelle Wirkung setzen vier Künstlerinnen am Freitag im Ausland.Dort treffen die Noisemusikerin und Dichterin Fågelle,die Experimentalmusikerin Marta Zapparoli und die Soundkünstlerin Janoshizusammen, deren atmosphärische Fieldrecordings emotionale Narrative evozieren. Beate Kunath,Mitgründerin des Raw Chicks-Kollektivs,wird die Musik mit ihren Filmen ergänzen (Lychener Str. 60, 26. 5., 20 Uhr).

Während derartig abstrakte Musik heute niemanden mehr aufregt, war sie in der DDR politisches Statement. Einem kleinen Publikum wurde sie bekannt durch die Magnetbanduntergrund-Szenezwischen Post Punk, experimenteller Elektronik, Poesie und Performance. Einige der ProtagonistInnen wurden vor Kurzem beim Label Bureau B auf einem Sampler wiederveröffentlicht. In der Volksbühne diskutieren zuerst die Zeitzeugen Claus Löser (DDR-Filmunderground-Spezialist) und Frank Bretschneider (Ex-AG.Geige/heute Rasternoton) über die Szene in Karl-Marx-Stadt, bevor der Poet Bert Papenfuß und Musiker Lutz Heyler quasi ein Reenactment ihres Punk-’n’-Poetry-Duos aufführen, mit dem sie Mitte der 80er in der DDR tourten. Außerdem im Programm: Herr Blum sowie der experimentellen Elektronikproduzent Karl-Marx-Stadt (Linienstr, 2. 7., 26. 5., 22 Uhr).

Am Samstag und Sonntag dann ein bisschen Entspannnug im aboutblank bei Oscillate, der von Acts wie dem Briten Tessela und der Kopenhagenerin Anastasia Kristensen und Londonerin Rachel Lyn zuverlässig gebrochen wird (Markgrafendamm 24c, 27.-28.5., 24-24 Uhr).

Am Mittwoch wird die Elisabethenkirche entweiht, mit dem Paten der Noisemusik, dem 60-jährigen Japaner Merzbow,der zusammen mit dem Impromusiker Keiji Haino und Drummer Balazs Pandi eine bizarre Performance verspricht (Invalidenstraße 3, 31. 5., 20 Uhr).