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Solarworld-Insolvenz: „Die Chinesen sind schuld“

Konkurrenz Firmenchef Frank Asbeck meldet sich zu Wort. Unter realen Bedingungen hätte sein Konzern mit China mithalten können, sagt er

Mindestens 60 ­Millionen Euro ­Fördermittel soll Solarworld erhalten haben

FREIBURG taz | Um starke Worte war Frank Asbeck, der Gründer und Firmenchef der Solarworld AG, nie verlegen. Warum sollte das also nun anders sein, nachdem der Konzern Pleite ist? Dem Spiegel sagte Asbeck: „Wir sind mit illegalen Mitteln zur Strecke gebracht worden.“ Deutschland riskiere damit, „eine Schlüsseltechnologie der Energiewende komplett zu verspielen“.

Solarworld hatte Mitte Mai Insolvenz beantragt. Der Solarhersteller beschäftigt knapp 3.300 Menschen – davon rund 2.600 in Deutschland in der Bonner Zentrale, im thüringischen Arnstadt und im sächsischen Freiberg. 2016 hatte Solarworld unterm Strich knapp 92 Millionen Euro Verlust ausgewiesen.

Der auch wegen seines prunkvollen Gehabes gerne als „Sonnenkönig“ beschriebene Firmenchef Asbeck hatte es (Hand in Hand mit der von seiner Firma geprägten Organisation EU Prosun) zwar einst geschafft, Antidumpingzölle für Importe aus China durchzusetzen. Doch dann, so klagt er heute, hätten chinesische Solarkonzerne mithilfe deutscher Komplizen und gefälschter Ladedokumente offenbar massiv Lieferungen am deutschen Zoll vorbeigeschmuggelt. Inzwischen ermittelten Staatsanwälte und Zollfahnder in dieser Sache.

EU Prosun hatte bereits zum Zeitpunkt der Ankündigung der Solarworld-Insolvenz bemängelt, die im Jahr 2013 eingeführten Antidumpingmaßnahmen seien „lange Zeit nur halbherzig kontrolliert“ worden. Milan Nitzschke, seit 2008 Solarworld-Sprecher und heute Präsident von EU Prosun, zog Parallelen zum Sport: „Im Grundsatz wirkt Dumping wie Doping.“ Nur mit dem Unterschied, dass Doping dem sportlichen Wettbewerb schade, Dumping aber der Volkswirtschaft, weil es Arbeitsplätze koste und am Ende Monopolstrukturen ermögliche.

Firmenchef Asbeck zeigt sich nach wie vor davon überzeugt, dass sein Konzern unter realen Wettbewerbsbedingungen mit China hätte mithalten können. Die in China geringeren Lohnkosten hätte Solarworld über den höheren Grad der Automatisierung, die Qualität und einen leicht höheren Preis kompensieren können. Aber gegen diese „Art Kommandowirtschaft“ habe er nicht bestehen können.

Allerdings hat auch Solarworld, wie die Wirtschaftswoche berichtet, in den vergangenen zehn Jahren mindestens 60 Millionen Euro Fördermittel erhalten. Alleine für den Bau des Werkes im sächsischen Freiberg habe Solarworld einen Investitionszuschuss von 11,2 Millionen Euro erhalten. Nun wolle der Freistaat das Geld zurückfordern, da die Voraussetzungen für die Förderung nicht mehr gegeben seien.

Auch damit wird sich jetzt der Düsseldorfer Anwalt Horst Piepenburg beschäftigen müssen, den das Amtsgericht Bonn zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt hat. Offen ist weiterhin auch, an welchen Standorten das operative Geschäft fortgeführt werden kann.

Bernward Janzing