Schachern um Pflegen und Wohnen

Trägerwechsel Hamburgs größter privater Pflegeanbieter steht zum Verkauf. Gewerkschaft und Gesundheitssenatorin befürchten Spekulation zuungunsten der Beschäftigten und Betreuten

„Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass Tarifflucht bevorsteht“

Pflegen-und-Wohnen-Betriebsratschef Rolf in der Stroth

Hamburgs größter privater Pflegeanbieter Pflegen und Wohnen soll weiterverkauft werden. NDR 90,3 zufolge ist Pflegen und Wohnen bereits im Gespräch mit einem neuen Investor. Pünktlich zum Ablauf des zehnjährigen Verkaufsverbots. Unklar ist, wie sich das Unternehmen weiterentwickeln wird.

Seit 2007 ist Pflegen und Wohnen in privater Hand. Unter dem damaligen CDU-Senat wurden die städtischen Pflegeheime für 65 Millionen Euro an die „Vinatas Hamburg GmbH“ verkauft. Mit der Privatisierung folgte auch das Verbot des Weiterverkaufs für zehn Jahre und die Vereinbarung, die Anzahl an Pflegeplätzen zu halten. Der Erhalt der Standorte sollte für 20 Jahre gesichert sein. Eine Absicherung der Pflegekräfte war nicht mit inbegriffen. Derzeit bewohnen etwa 2.500 Pflegebedürftige die 13 Heime in Hamburg, darunter überwiegend Senioren. Betreut werden sie von rund 1.700 Mitarbeitenden.

Die Gewerkschaft Ver.di fürchtet nun um den bestehenden Tarifvertrag. Erst 2012 konnte eine tarifliche Einigung erreicht werden. „Privatisierung geht meist zulasten der Arbeitnehmer, weil die Investoren Gewinne erzielen wollen und Personaleinsparungen am naheliegendsten sind“, erklärt Ver.di-Fachleiterin Hilke Stein. Mit dem Weiterverkauf seien die verbesserten Arbeitsbedingungen wieder in Gefahr.

Auch Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks sieht den Weiterverkauf kritisch. In einer Stellungnahme betont sie, dass „Alten – und Pflegeeinrichtungen keine Spekulationsobjekte sein sollten“. Der Verkauf an Private entspräche „nicht den Interessen der Hamburgerinnen und Hamburger“. Sozial- und Oppositionsverbände fordern bereits seit Jahren, einen gemeinnützigen Träger zu finden.

Pflegen-und-Wohnen-Betriebsratschef Rolf in der Stroth hingegen ist hoffnungsvoll. Die Privatisierung sei besser als erwartet verlaufen und habe den Betrieb sogar stabilisiert. In der Stroth geht davon aus, dass Tarifvertrag und Standortsicherung bestehen bleiben. Letztere ist für weitere zehn Jahre vertraglich festgelegt. „Es werden keine Einrichtungen geschlossen und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass Tarifflucht bevorsteht.“ Katharina Kücke