Verhüten statt abtreiben

FAMILIENPLANUNG UN-Bericht beklagt Mängel

BERLIN epd | 220 Millionen Frauen in Entwicklungsländern haben keinen Zugang zu Verhütungsmitteln, obwohl sie sie gern nutzen würden. Das geht aus dem am Mittwoch in Berlin vorgestellten jährlichen UN-Weltbevölkerungsbericht hervor. Könnten alle Menschen verhüten, die es wünschten, ließe sich laut Bericht die Zahl der 80 Millionen ungewollten Schwangerschaften im Jahr um zwei Drittel senken. Ungefähr die Hälfte der ungewollten Schwangerschaften endete 2012 mit einer Abtreibung.

Mit umfassender Familienplanung würde das Bevölkerungswachstum verlangsamt und das Leben von jährlich 80.000 Schwangeren gerettet, die an den Folgen von Schwangerschaft, Geburt und Abbrüchen sterben, heißt es im Bericht. Die Verhütungsrate von verheirateten Frauen zwischen 15 und 49 Jahren in Entwicklungsländern sei zwar von fast null Anfang der 60er Jahre auf 55 Prozent im Jahr 2000 angestiegen, stagniere aber seitdem.

„Das ist dramatisch für die Menschen in den ärmsten Ländern der Welt, wo etwa ein Drittel des Bevölkerungswachstums auf ungewollte Schwangerschaften zurückgeht“, sagte die Geschäftsführerin der Stiftung Weltbevölkerung, Renate Bähr. Wer Abtreibung verhindern wolle, müsse sich für Familienplanung einsetzen, unterstrich sie.

Werner Haug vom UN-Bevölkerungsfonds UNFPA ergänzte, Familienplanung sei die wirksamste und kosteneffektivste Maßnahme zur Armutslinderung. Wenn Frauen über die Zahl ihrer Kinder und den Zeitpunkt der Geburt bestimmen könnten, seien sie gesünder und besser gebildet sowie wirtschaftlich produktiver. Auch die Kinder seien im Allgemeinen gesünder und besser gebildet.

Der UN-Bevölkerungsfonds und die Stiftung Weltbevölkerung fordern mehr Geld als bisher für die Familienplanung. Derzeit würden für Verhütungsmittel, Personal und Gesundheitssysteme etwa vier Milliarden US-Dollar pro Jahr investiert. Nötig seien aber 8,1 Milliarden. Das zusätzliche Geld würde 5,7 Milliarden US-Dollar für die Versorgung von Neugeborenen und Müttern einsparen, hieß es.

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