Migranten als kostbares „Humankapital“

Migration Afrikas Jugend soll ihr Glück lieber zu Hause finden als in der Fremde – da sind sich die Gipfelteilnehmer einig

BERLIN taz | „Wenn es in Afrika zu viel Hoffnungslosigkeit gibt, gibt’s Menschen, die woanders ihr Glück suchen“, sagte Kanzlerin Angela Merkel in ihrer Eröffnungsrede zur G-20-Afrika-Partnerschaftskonferenz in Berlin. Gemeint war damit in erster Linie Afrikas Jugend: Bis 2050 dürfte sich die Bevölkerung in Afrika auf zwei Milliarden Menschen verdoppeln – und deutlich verjüngen. Merkel: Während die Deutschen dann durchschnittlich 42 Jahre alt sein werden, ist die Bevölkerung Nigers dann im Schnitt gerade einmal 15 Jahre alt.

Ausgesprochen hat es von deutscher Seite niemand so deutlich. Aber bei den Gesprächen um die „Compacts“ genannten Übereinkommen mit afrikanischen Staaten stand die Frage im Raum: Wie lässt sich die Migration aus Afrika in die EU in Zukunft durch gezielte Wirtschaftsförderung eindämmen?

Neu war: Die neun geladenen afrikanischen Staatschefs präsentierten die vielen Jugendlichen, vor denen sich die EU fürchtet, als „Humankapital“ ihres Kontinents. „Jedes Mal wenn ein junger Afrikaner im Mittelmeer stirbt, wird uns schlecht“, sagt Malis Präsident Ibrahim Keita: „Ganz ehrlich, Frau Kanzlerin.“

Anstatt dass diese jungen Menschen auf ihrer Suche nach dem Glück ertrinken, könnten sie die Garantie für eine positive Zukunft Afrikas sein, sagte sein Amtskollege aus Ghana, Nana Addo Dankwa Akufo-Addo: „Wenn wir ihnen ein positives Berufsumfeld ermöglichen, können sie Afrika wieder groß machen“. Alassane Ouattara von der benachbarten Elfenbeinküste stellte klar: „Wir Afrikaner würden lieber zu Hause blieben, als ins Ausland zu gehen.“

Migration werde es immer geben, unterstrich allerdings Ruandas Präsident Paul Kagame: „Wir müssen dafür sorgen, dass Migration sicher und geordnet ist und allseitig Vorteile hat.“ Deutsche Unternehmen sollen jetzt mithelfen, Arbeitsplätze in Afrika zu schaffen. Dazu müssten aber auch die afrikanischen Unternehmen konkurrenzfähig werden. Und internationale Firmen müssten Afrika als Standort attraktiv finden.

„Wenn wir es als Afrikaner nicht schaffen, gerechte Verträge zu unterschreiben, gehen unsere Ressourcen verloren“, mahnte Senegals Präsident Macky Sall selbstkritisch. Afrika dürfe nicht nur ein „Rohstoffreservat“ sein, sagte auch Nigers Präsident Mahamadou Issoufou. Simone Schlindwein