Zu wenig vernetzte Strukturen

GESUNDHEIT Der neue „Krankenhausspiegel“ thematisiert die Geriatrie-Angebote in Bremen. Nötig sind danach vor allem ambulante Versorgungsbünde

Krankenhäuser stehen aufgrund der älter werdenden Gesellschaft vor großen Herausforderungen. „Zwei von drei Krankenhausbetten werden in Zukunft von über 60-Jährigen belegt“, sagte Chefarzt Thomas Brabant am Donnerstag bei der Vorstellung neuer Informationen zur Altersmedizin im „Bremer Krankenhausspiegel“.

Der Anteil mehrfach erkrankter älterer Patienten werde bis 2025 um 15 Prozent steigen, so der Leiter des Zentrums für Geriatrie und Frührehabilitation am St.-Josephs-Krankenhaus: „Bis 2030 brauchen wir zusätzliche Versorgungskapazitäten.“

Auch in Bremen werde die Versorgung älterer Menschen immer wichtiger, sagte Gesundheitssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD). „Im Jahr 2030 werden hier rund 80.000 Menschen leben, die über 75 Jahre alt sind. Betagte und hochbetagte Menschen sind die am stärksten wachsende Bevölkerungsgruppe.“ Die Versorgung Älterer ist auch Schwerpunktthema der Gesundheitsministerkonferenz, die Mittwoch in Bremen tagt. Gewerkschafter von Ver.di wollen am Rande gegen Personalmangel in Kliniken und Pflegeheimen protestieren.

Derzeit gibt es in Bremen und Bremerhaven vier geriatrische Kliniken. Bei der Arbeit dort gehe es nicht nur um die Heilung akuter Probleme, sagte Brabant. Durch die Behandlung auf den geriatrischen Stationen habe sich durchweg die Beweglichkeit und die Selbstständigkeit der Patienten verbessert.

Um Ältere gut versorgen zu können, müsse auch die Zusammenarbeit mit ambulanten Diensten und Hausärzten verbessert werden. Gefragt seien ambulante Versorgungsverbünde. So gebe es derzeit „wenig vernetzte Strukturen mit Hausärzten“, so Brabant.

Ein besonderes Problem sind die Stürze älterer Menschen, von denen es jährlich bundesweit bis zu fünf Millionen gibt. 250.000 endeten mit Knochenbrüchen, etwa 140.000 mit einer Hüftfraktur, mit der die Sterberate um bis zu 20 Prozent steige. „Alle Geriatrien sind gefordert, das zu verbessern.“ Brabant warb zudem für einen Ausbau der mobilen Rehabilitation in der eigenen Wohnung. Das sei besonders für Demenz-Patienten wichtig.

Am „Bremer Krankenhausspiegel“ beteiligen sich 14 Kliniken. Sie dokumentieren in Zusammenarbeit mit der Gesundheitsbehörde, der Verbraucherzentrale, der Ärztekammer und einer Krankenkasse die Qualität ihrer medizinischen Arbeit. Qualitätsmerkmale sind unter anderem die Zahl der Operationen, erneute Eingriffe, richtige Diagnosen, Komplikationen und Todesfälle. (epd)