Portrait
:

Festgenommen: Luiz Carlos da Rocha Foto: Polícia Federal do Brasil

Brasiliens Top­drogenboss

Fast 30 Jahre hat er alle an der Nase herumgeführt. Mit einer Gesichtschirurgie veränderte Luiz Carlos da Rocha sein Aussehen und macht den Eindruck, er könne niemandem ein Haar krümmen. Dennoch ging der berühmt-berüchtigte Drogenboss der brasilianischen Bundespolizei bei einer Razzia im westbrasilianischen Bundesstaat Mato Grosso am Samstag ins Netz. Da Rocha, besser bekannt als cabeça branca (weißer Kopf), wurde mehrfach zu langen Haftstrafen verurteilt und von Interpol in ganz Südamerika gesucht.

Für die Polizei war er der „Botschafter des Drogenhandels“. Wegen seines diplomatischen Auftretens war er in der Lage, mit allen Fraktionen zu verhandeln und baute ein wachsendes kriminelles Netzwerk auf. Er gilt als die landesweit wichtigste Figur im Geschäft.

Jeden Monat schleuste da Rocha angeblich fünf Tonnen Kokain aus Kolumbien, Bolivien und Peru über seine Kanäle nach Brasilien. Der kleinere Teil davon ging an die Bosse in Rio und São Paulo, der große Rest über den Hafen von Santos in den Export Richtung Norden, zumeist in die USA, aber auch nach Europa. Brasilien ist weder Produzent noch großer Konsument von Drogen, sondern das wichtigste Durchgangsland auf amerikanischem Boden.

Da Roche hatte die perfekte Tarnung. Er lebte als Farmer in dem Städtchen Sorriso. Er wohnte dort mit seiner Lebensgefährtin und einem kleinen Sohn und war Teil der mächtigen Agrarelite, die in der Region unendliche Mengen Gensoja anbaut und Rinderherden hütet.

Die Polizei feiert ihren Erfolg. Da Roche war seit Jahren die Nummer eins auf der Fahndungsliste Brasiliens. „Er war der Kopf“, frohlockt die Polizei der Presse gegenüber. Offenbar führte er in Sorriso ein normales Leben. Er wirkte 20 Jahre jünger als sein auf 60 geschätztes Alter.

Seine Geschäfte wickelte er unter dem Decknamen Vitor Luiz de Moraes in einer Luxuswohnung in der Stadt Osasco im Bundesstaat São Paulo ab. Dort beschlagnahmte die Polizei die Barkasse von rund zwei Millionen US-Dollar. In anderen Landesteilen beschlagnahmte sie Luxusautos, Flugzeuge und Immobilien, die Teil des Millionenvermögens von da Rocha sein sollen. Andreas Behn