Porträt
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Auf Werders Abstellgleis: Sambou Yatabare Foto: dpa

Erst gelobt, dann geparkt

Dass Sambou Yatabare noch Spieler von Werder Bremen ist, dürfte vielen Anhängern erst wieder bewusst geworden sein, als Sportchef Frank Baumann sich vor ein paar Tagen dazu äußern musste, dass Yatabare in Frankreich verhaftet worden war. Der 28-Jährige soll einem Zivilpolizisten ins Gesicht geschlagen haben. Nach kurzer Zeit wurde er jedoch wieder freigelassen. Der französischen Sportzeitung „L.Equipe“ sagte Yatabare: „Ich wollte nur meine Familie vor einer Person beschützen, die bewaffnet war und nie gesagt hat, dass sie ein Polizist ist.“

Egal, wie der Vorfall juristisch bewertet werden wird: das Vorhaben von Frank Baumann, einen Verein zu finden, der Yatabare einen Vertrag bietet, ist dadurch nicht einfacher geworden. Bremen will Yatabare noch vor seinem Vertragsende 2019 loswerden. Angeblich will Werder mittlerweile sogar auf eine Ablösesumme verzichten.

Dabei hatte alles so euphorisch begonnen. Anfang 2016 war Werders ehemaliger Sportchef Thomas Eichin noch voll des Lobes. „Sambou ist groß, zweikampfstark und kann sehr gute Pässe spielen.“ Geschätzte 2,5 Millionen Euro soll Werder für den in Frankreich geborenen Mittelfeldspieler bezahlt haben, obwohl der bei seinem Klub Olympiakos Piräus keine Rolle spielte.

In Bremen kam Yatabare in ein schlecht funktionierendes Team, das den Abstieg erst am letzten Spieltag verhindern konnte. Malis Fußballer des Jahres 2016 konnte hier die Vorschusslorbeeren zwar nie bestätigen, enttäuschte aber auch nicht mehr als die meisten Mitspieler. Dennoch wurde er nach dem Trainerwechsel von Viktor Skripnik zu Alexander Nouri im Herbst 2016 wie einige andere Profis in die U23 abgeschoben, die in dieser Zeit wie die berüchtigte Trainingsgruppe 2 bei 1899 Hoffenheim wirkte. In die waren 2013 für eine Zeit jene Profis abgeschoben wurden, von denen sich der Klub trennen wollte – unter anderem Tim Wiese. Als es Frank Baumann dann gelungen war, für Thanos Petsos und Fallou Diagne Abnehmer zu finden, lobte ihn Exmoderator Jörg Wontorra im Weser-Kurier dafür „im Winter ausgemistet“ zu haben. „Eine Bravourleistung, denn nichts ist schwieriger als die Veräußerung von Restposten im Fußball.“

Die Wortwahl enthüllt, wie Teile der Öffentlichkeit Spieler sehen, die nichts angestellt haben, als nicht mehr ins Konzept eines neuen Trainers oder Sportdirektors zu passen und trotzdem auf die Einhaltung ihres Vertrages zu bestehen. In den in Bremen gestrandeten Sambou Yatabare soll sich jetzt angeblich der belgische Erstligist Royal Antwerpen interessieren. Laut Presseberichten wird er dort heute erwartet, um den Transfer perfekt zu machen. rlo