Unter Aufsicht
: Kann man, müssen sie aber nicht

„Ich überlege kurz, die Tür einfach zuzuklappen. Aber ich lasse es“

Daran, dass rund um die Messehallen alle paar Meter ein Polizeiwagen steht, hat man sich ja mittlerweile gewöhnt. Es sind die großen Mannschaftswagen, im Volksmund auch „Wannen“ genannt. Und sie stehen vorzugsweise in ganzer Länge quer über den Bürgersteig, mit dem Heck an der Außenwand der Messehalle, so dass niemand sich ihnen von hinten nähern kann. Die meisten von ihnen sind so lang, dass sie bis auf den Radweg ragen. Die Radfahrer dort müssen sich dann mit den Fußgängern arrangieren, die um die Wanne herumgehen. Auch das nehmen die Mensch im Karoviertel inzwischen mit einem Achselzucken hin.

Die Wannen stehen da Tag und Nacht. Und natürlich bekommen die Polizisten irgendwann Hunger. Dann treten die Polizeigewerkschaften auf den Plan. Sie wollen zeigen, wofür die Kollegen sie brauchen und kommen mit Autos voller Proviant. Wie neulich am Südeingang der Messe. Mit ihrem schnuckligen Smart waren sie da, der eigentlich in jede Ecke passt. Aber der Smart machte sich so breit, wie er konnte. Stand mit zwei Rädern auf dem Bürgersteig, mit den andern beiden auf dem Radweg. Und, fast als genüge das irgendwie nicht, stand die Fahrertür sperrangelweit offen, einmal über den ganzen Radweg. Kein Durchkommen mehr.

„Kann man die vielleicht auch zumachen?“, frage ich. Die drei Polizeigewerkschafter, die aus der Heckklappe Erfrischungsgetränke und Schokoriegel austeilen, sehen einander fragend an. „Kann man“, sagt schließlich einer. Und grinst breit. „Aber wir sind sowieso gleich weg.“ Keiner der drei rührt sich. Ich überlege kurz, die Tür einfach zuzuklappen. Aber ich lasse es. Ist ja die Staatsgewalt. Wenn auch – formell – gerade gar nicht im Dienst. Also, nicht für den Staat jedenfalls. Jan Kahlcke

Der G-20-Gipfel findet längst statt. Im Alltag der Karoviertel-Bewohner. Die erzählen hier, was sie beobachten