Abu Bakr al-Baghdadi erneut totgesagt

Irak Wieder Spekulationen über den Tod des IS-Anführers. Amnesty kritisiert Vorgehen in Mossul

BAGDAD/TIKRIT dpa/rtr | Die Spekulationen über den Tod des Anführers der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS), Abu Bakr al-Baghdadi, haben neue Nahrung erhalten. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete am Dienstag von „bestätigten Informationen“ über den Tod des IS-Anführers. Aktivisten aus dem syrischen Deir al-Sur hätten entsprechende Informationen von hochrangigen IS-Mitgliedern erhalten, teilte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, der Deutschen Presse-Agentur mit. Demnach sei aber unklar, ob al-Baghdadi bei einem neuen Luftangriff oder an den Folgen von früheren Verletzungen gestorben sei. Die Informationen ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Ein Sprecher des US-Zentralkommandos in Tampa konnte die Berichte ebenfalls nicht bestätigen. „Wir haben keine operativen Berichte, die das bestätigen“, erklärte er. Er verwies zudem darauf, dass ein Foto, auf das sich die Meldungen stützten, fünf Jahre alt sei. US-Präsident Donald Trump ließ sich dennoch nicht davon abhalten, auf Twitter einen „großen Sieg gegen IS!“ zu verkünden.

Vor drei Wochen hatte das russische Verteidigungsministerium mitgeteilt, dass es Berichte über den möglichen Tod des IS-Anführers prüfe. Demnach soll al-Baghdadi bei einem russischen Luftangriff in der Nähe der syrischen Stadt Rakka getötet worden sein. Zu den aktuellen Berichten äußerte sich Moskau zunächst nicht.

In der irakischen Stadt Mossul, wo al-Baghdadi vor drei Jahren den Islamischen Staat ausgerufen hatte, haben die Sicherheitskräfte auch nach dem Sieg über den IS keine völlige Kontrolle. Den Islamisten gelang es, ein Dorf etwa 70 Kilometer südlich von Mossul zu mehr als drei Vierteln einzunehmen, wie ein Offizier der Armee sagte. Die Einsatzkräfte warteten auf Verstärkung. In Mossul selbst berichtete ein Bewohner am Dienstag von Gefechten in der Altstadt. Ein irakischer Militärhubschrauber habe die Extremisten beschossen.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisierte indes die irakischen Truppen und ihre internationalen Verbündeten für den Vormarsch auf die Stadt. Sie hätten gegen das Völkerrecht verstoßen, weil sie bei Angriffen auf dicht besiedelte Gebiete ungenaue Munition eingesetzt hätten. Möglicherweise handle es sich gar um Kriegsverbrechen. Amnesty kritisierte auch den IS: Die Kämpfer hätten Bewohner als Schutzschilde missbraucht, um den Vormarsch ihrer Gegner aufzuhalten.

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