OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Santa Monica, Kalifornien, 1979: Die 55-jährige Dorothea Fields (Annette Bening) fühlt sich als alleinerziehende Mutter nicht gewachsen, den für Punk entflammten 15-jährigen Sohn Jamie durch die Pubertät zu begleiten. Also bittet sie zwei jüngere Frauen um Hilfe: die 24-jährige Mitbewohnerin Abbie (Greta Gerwig) und die 17-jährige Nachbarstochter Julie (Elle Fanning). Als sich die beiden zunächst skeptischen Frauen schließlich mit Aplomb der Aufgabe widmen, wird die Lage eher noch komplizierter. Das Thema mag ernst sein, der Tonfall, in dem Mike Mills’ sympathisches Generationenporträt „20th Century Women“ („Jahrhundertfrauen“) von leicht exzentrischen Charakteren und ihren kleinen und großen Dramen erzählt, zeugt jedoch von heiterer Gelassenheit. Am Ende entsteht ein breites Panorama verschiedener Lebensentwürfe des vergangenen Jahrhunderts; Mills’ Stärke als Regisseur liegt dabei auch in der kompetenten Verankerung seines sehr wahrhaftigen Personals in zeitgeschichtlichen Zusammenhängen, Moden und Stilen, die in kleinen Montagesequenzen immer wieder Eingang ins Geschehen finden (13.–15. 7., 17.–18. 7., 22.15 Uhr, FSK-Kino. 13. 7., 21 Uhr, 15./19. 7., 19 Uhr, Filmmuseum Potsdam. Weitere Termine u.a. im Sputnik Südstern & Freiluftkino Insel).

Weibliche Lebensentwürfe, Teil 2: Der Weg zur Selbstverwirklichung gleicht in Federico Fellinis erstem Farbfilm „Giulietta degli spiriti“ (1965) für seine Ehefrau und Muse Giu­lietta Masina einem bunten, frühpsychedelischen Trip ins Land der Fantasie und Magie, der Träume, Drogenräusche und psychiatrischen Sitzungen. „8½“ für Frauen (OmU, 13. 7., 19.30 Uhr, Arsenal 1).

Selbst verwirklichen würden sich auch die türkischen Schwestern Lale, Nur, Ece, Selma und Sonay gern. Oder selbstbestimmt ihr Leben bestreiten. Doch da ist ein patriarchalisch gesinnter Onkel vor, der das Haus der Oma für die jugendlichen Waisen zu einem Gefängnis macht. „Mustang“ der in Frankreich aufgewachsenen türkischen Regisseurin Deniz Gamze Ergüven ist aber nicht als finsteres Drama gedacht: Die Bilder sind sonnenlichtdurchflutet hell und suggerieren eine sinnliche Lebensfreude, die sich die Schwestern allen Widrigkeiten zum Trotz nicht nehmen lassen. So entstehen Szenen von verspielter, manchmal auch hilfloser Aufsässigkeit, etwa wenn die ganze Mädchentruppe zu einem Fußballspiel ausbüxt oder wenn die Schwestern eine (Zwangs-) Hochzeitsgesellschaft einfach aus dem Haus aussperren und ihr Gefängnis damit in eine Festung verwandeln (17. 7., 21.30 Uhr, Freiluftkino Insel).