Welcome England's Rose

Die britische Herzogin Kate am vergangenen Mittwoch vor dem Brandenburger Tor Foto: Gregor Fischer/dpa

von Anja Maier

Das volle Haar. Das blaue Kleid. Die lockere Handhaltung. Und dann: diese makellosen Zähne. Wie macht sie das nur?

„Schönheit ist überall ein gar willkommener Gast“, schrieb schon Herr Goethe in seinen „Wahlverwandtschaften“. Und fürwahr, diese Frau hier, diese Kate, ist willkommen. Weil sie schön ist. Aber eben nicht nur.

Denn Ihre Königliche Hoheit Catherine Elizabeth, Countess of Strathearn, Baroness Carrickfergus, Duchess of Cambridge, könnte auch weniger gut aussehend sein. Willkommen wäre sie dieser Tage in jedem Fall.

Ihr Mann, Seine Königliche Hoheit William Arthur Philip Louis, Duke of Cambridge, Earl of Strathearn and Baron Carrickfergus, ist es ja schließlich auch. Und der sieht aus wie seinerzeit die vor zwei Dekaden verstorbene Prinzessin Diana, nur mit ohne Haare.

Gekrönte Reisende sind eine sehr weiche Währung der Diplomatie. Quasi die Pandabären der europäischen Außenpolitik. Wenn es irgendwo knirscht und knackt in den bilateralen Beziehungen, wenn Außenminister schmollen und Premierministerinnen dilettieren – schick ein paar Blaublüter. Schon entspannt sich die Lage wieder.

Zu besichtigen war dieser Effekt während der zurückliegenden Woche sehr schön beim Deutschlandbesuch von Will & Kate und ihren Rackern George & Charlotte. In Brüssel underperformen die britischen EU-Unterhändler Michel Barnier und Brexit-Minister David Davis? Darling, lass uns doch mal darüber reden, wie fabelhaft Kate in ihrem Mantelkleid von Catherine Walker ausschaut. So in etwa.

Dabei ist solch eine Reise alles andere als entspannt. Ein Termin jagt den nächsten, ein riesiger Tross arbeitet im Hintergrund so geräuscharm wie möglich, um all die schönen Bilder entstehen zu lassen.

Blaues Kleid, rotes Kleid, Ringelshirt. Hochsteckfrisur, Lockenmähne, Zopf. Lächeln, gedenken, winken. Das alles in einem minutengenau abgestimmten Plan und vor den Augen einer gierigen Öffentlichkeit. (Wie, die lächelt nicht? Sind wir dir nicht gut genug, sag mal?)

Ganz zu schweigen von den gebeutelten Kindern. Dass ein zweijähriges Mädchen und ein vier Jahre alter Junge durch Europa gekarrt werden müssen für den politischen Zweck, darum sollte sich vielleicht mal Unicef kümmern. Kinder gehören nicht auf rote Teppiche, sondern in ihre Bude unterm Hochbett. Das meinte vermutlich auch George, als er mittagsschlafreif über das Tegeler Rollfeld geschleift wurde.

Schon deshalb darf die junge Frau, die Kate auf diesem Foto so hingerissen anstaunt, sehr froh darüber sein, nach ihrem Hand­shake mit der Duchess of Cambridge einfach nach Hause gehen zu dürfen. Tür zu, Jogginghose an, Pizza in den Ofen. Und dann „Goodbye England’s Rose“ von Sir Elton John hören und laut mitgrölen. Die hat’s gut. Ist nämlich privat.